6-Stunden-Lauf zum Welt-Down-Syndrom-Tag, Fürth
Als Einstieg in das Laufjahr 2017 und als Vorbereitung für meine geplanten längeren Ultras im Juni und Oktober beschloss ich Anfang des Jahres, beim 6-Stunden-Lauf anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tags zu starten. Zum einen, weil ich beim Traildorado einen gewissen Reiz an den Stundenläufen gefunden hatte, zum anderen, weil mir die Veranstaltung an sich, mit dem Hintergedanken der Inklusion von Menschen mit Down-Syndrom, sehr zusagte. Alle überschüssigen Einnahmen des Laufes fließen in die Finanzierung der Beratungsstelle des Laufclubs-Down-Syndrom-Marathonstaffel e.V., dem Veranstalter des Laufs, der unter dem Motto „Laufen, Lachen, Gutes Machen“ stattfand.
Die Anreise gestaltete sich einfach, der Lauf fand auf dem und um das Gelände des TV Fürth statt, das fast direkt an der B8 liegt. So konnte ich verhältnismäßig lange schlafen und ganz entspannt am Morgen vor dem Start anreisen. Dies war bereits mein sechster Ultra-Marathon und trotzdem etwas Neues für mich. Bisher war ich nur Ultratrails gelaufen, keinen richtig „schnellen“ Ultra auf der Straße. Daher hatte ich etwas Bedenken hinsichtlich meiner geplanten Herangehensweise – mein Ziel war es, die 60 Kilometer zu knacken. Dafür wollte ich die ersten 30 Kilometer in ca. 2:45 h laufen, um genügend Puffer für die zweiten 30 zu haben. So der Plan.
Pünktlich um 9.00 Uhr starteten wir Ultra- und die Marathonläufer gemeinsam. Später würden noch die Halbmarathon- und 10-Kilometer-Läufer hinzukommen, laut Veranstalter ca. 700 Läufer insgesamt. Eine Runde war 1,9 Kilometer lang und dennoch abwechslungsreich. Wir starteten auf der Tartanbahn im Stadion, das wir nach ca. 100m schon verließen; es ging einen kleinen aber steilen Berg (ca. 3 Meter) runter. Dann kam die erste Kurve und wir liefen ein Stück an einem recht unebenen Gehsteig entlang, bevor wir in ein Wohngebiet einbogen. Weiter ging es auf einem kurzen, steinigen Stück Waldweg wieder zurück zum Stadion, wo wir eine kleine Treppe (wahlweise Rampe) erklimmen mussten. Oben angekommen wartete schon die Verpflegungsstation, ehe wir an der Tribüne entlang wieder aus dem Stadion liefen. Die Strecke führte nun wieder die Straße hinunter, ehe es wieder ins Stadion rein ging, den fiesen kleinen Berg wieder hoch. Die letzten hundert Meter liefen wir über die Bahn, bis zum Zielbogen, dem offiziellen Ende der Runde, wo sich auch die Zeitmessmatten und Monitore, die die aktuellen Zwischenstände anzeigten, befanden. Unebener Boden, kleine aber deutliche spürbare Steigungen und zahlreiche Kurven - ein bisschen leichter hatte ich mir das doch vorgestellt, aber wenigstens wurde es nicht langweilig.
Zum Glück kam ich bald mit Conny, die von Beginn an neben mir lief, ins Gespräch, was die ersten Stunden des Laufs deutlich einfacher machten. Wir unterhielten uns ein bisschen und waren ziemlich flott unterwegs. Nach ca. 20km hatte ich eine Durchschnittspace von ca. 5:25 min/km auf der Uhr, das war leider viel zu schnell. Mein Magen und meine Beine protestierten schon ein bisschen. So musste ich Conny, die später mit einer starken Leistung Siegerin bei den Frauen wurde, nach ca. 2,5 Stunden ziehen lassen und meine Strategie ändern. Leider bin ich ziemlich ungeschickt, was das Essen und Trinken während des Laufens angeht, so beschloss ich, von nun an an der VP immer ein Stück zu gehen, um ausreichend Essen und Trinken zu können. So konnten sich auch meine Beine etwas erholen und ich konnte die restliche Runde weiter mit einer guten Pace laufen.
Theoretisch lief es gut, die ersten 30km waren in 2:44 Stunden ganz nach Plan abgespult. Aber mental war es sehr anstrengend. So freute ich mich sehr, plötzlich Martina und Frank Schwehla am Streckenrand zu sehen. Ich wusste nicht, dass Frank für die 10km-Strecke gemeldet war (und später einen super 3. Platz mit Foto-Finish belegte!), die bekannten Gesichter gaben mir wieder Aufwind.
Auch die Mitläufer waren super! Es waren auch einige Läufer mit Down-Syndrom am Start, die super durchhielten; wir motivierten uns gegenseitig mit aufmunternden Worten. Trotzdem wurde es irgendwann zäh. Schließlich war der Marathon geschafft, ein Blick auf die Uhr zeigte mir an, dass ich diesen in 3:53h gelaufen war – meine alte Marathonbestzeit! Noch zwei Stunden… die üblichen Spielchen in meinem Kopf gingen wieder los. Eigentlich kannst du doch beim Marathon aufhören… eigentlich reichen doch 50 km… eigentlich könntest du nach 60 km einfach gehen. Ein Blick auf den Monitor verriet mir jedoch irgendwann, dass ich mittlerweile auf dem 3. Platz bei den Frauen lag. Das gab mir die nötige Motivation, weiter durchzuhalten. Runde um Runde vergingen so…
Schließlich war die letzte Stunde angebrochen. Bei Kilometer 58 überholte ich dann eine Frau, die ich vor mir vermutet hatte. Ein kurzer Blick auf den Monitor bestätigte dies – ich lag nun an zweiter Stelle! Conny hatte sich vorne inzwischen sehr weit abgesetzt, so galt es, den 2. Platz zu halten. Ich rechnete. Noch zwei Runden, dann hatte ich ca. 62 km. Da ich nicht wusste, wie weit die 3. Frau hinter mir lag, gab ich nochmal richtig Gas, so gut das zu diesem Zeitpunkt eben möglich war.
Dann war die letzte komplette Runde gelaufen, jetzt ging es um die Restmeter. Noch 5 Minuten, noch 3… wann kam endlich das Stoppsignal? Dann endlich, ein kollektives Zeichen, dass die 6 Stunden um waren. Wir mussten genau an der Stelle stehen bleiben, wo wir waren, bis unsere Restmeter offiziell vermessen wurden. Das dauerte natürlich. Nach 6 Stunden Laufen fand mein Kreislauf das plötzliche Anhalten nicht so spaßig und ich musste mich hinsetzen. Geschafft! Meine Uhr zeigte 63,4 Kilometer an, offiziell waren es etwas weniger, da ich nicht die Ideallinie der Strecke gelaufen war. Aber wen kümmerte das! J Über meinen 2. Platz war ich sehr glücklich, da es wirklich nicht einfach gewesen war.
Im Rückblick sind die Schmerzen natürlich längst vergessen und die Freude über den gelungenen Lauf überwiegt. Die Veranstaltung in Fürth kann ich jedem empfehlen, der laufen und dabei etwas Gutes tun möchte oder vielleicht nach einer Möglichkeit sucht, mal ohne Stress über die Marathondistanz hinaus zu gehen.