Gedächtnislauf Würzburg -14.03.2015-

Würzburger Gedächtnislauf 2015 - ein paar persönliche Eindrücke...

Beim diesjährigen Würzburger Gedächtnislauf standen die Halbmarathon-Entfernung bis Himmelstadt und die Karlstadt-Strecke mit 28 km vor allem für die starke TGK-Gruppe, die zum Hamburg-Marathon angemeldet sind, als wichtiger Test im Trainingsprogramm.

Hier bot sich uns Teilnehmern die Möglichkeit, den Stand der eigenen Vorbereitung einem 'Realitäts-Check unter Wettkampfbedingungen' zu unterziehen. Allerdings bin ich selbst am Samstagmorgen mit sehr gemischten Gefühlen in Richtung Würzburg aufgebrochen, nachdem mir meine über das letzte halbe Jahr nie richtig auskurierte Achillessehnenreizung in den letzten Wochen den Trainingsplan ziemlich verhagelt hatte - läufst du, werden die Schmerzen immer schlimmer, pausierst du, geht's so nach ein, zwei Wochen, aber das Training ist dann eben auch im Eimer...

Vor Abfahrt war erst noch die Ausrüstungsentscheidung zu treffen: nach Blick auf's Thermometer - 6 Grad - also Hose lang, Shirt ebenfalls, dazu noch die TGK-Laufjacke. Und, da es in Schwarzach ein klein wenig nieselte, als Brillenträger die Schirmkappe. Perfekt für's Laufen, dachte ich mir, zumindest bis mir dann schon kurz vor Würzburg das Erste einfiel, das schon wieder vergessen war: Handschuhe! (Die haben mir dafür dann später die anderen, die natürlich ALLE daran gedacht hatten, ganz stolz präsentiert. Danke Jörg, danke Andrea, danke.... :-D ).

In Würzburg erst mal die Frage: wo parken? Es ist ja Samstag, d.h. satte Preise in den Parkhäusern. Aber dafür gibt es ja die Talavera. Nur ist da das Frühlingsfest, das die Plätze so verknappt, dass ich um Halb-Zehn, also eineinhalb Stunden vor Start gerade noch mit Mühe die vorletzte freie Stelle finde. Vorher, auf dem Weg quer durch die Stadt kam außerdem schon ein mulmiges Gefühl hoch "Nirgends ein Laufdress zu sehen, kein Plakat, kein Hinweis - war der Gedächtnislauftermin jetzt wirklich heute?". Das löst sich aber dann erfreulich schnell auf als drei Autos weiter auch eine Läufergruppe aussteigt.

Im Rathaus erstmal großes Hallo. Die Kitzinger sind mit ca. 15 Leuten gut vertreten. Umarmungen, Händeschütteln, Handschuhe zeigen... Die verbleibende Stunde bis es losgeht verfliegt mit Fotoposieren, Rätseln über die Farbkodierung der Startnummern ("Grün ist klar (10), Blau ist klar (21) - aber wofür steht Gelb? Hmm... - nachdem das lauter so Triathleten-Figuren sind, werden das wohl die Gemünden-Läufer sein..") und nochmaligem Not-Pieseln auf den völlig überlasteten Rathaustoiletten.


Nachdem zehn Minuten infolge schwachbrüstiger Lautsprecher ziemlichunverständlicher Ansprache überstanden sind, gehts los. Aufgrund der Enge gestaltet sich das die ersten fünfhundert Meter noch als eher gemächliches Schaulaufen im Walkingtempo, bis sich nach der alten Mainbrücke das Feld anfängt auseinanderzuziehen.

Für mich ist es der erste Lauf über 28 Kilometer. Da mein Sekundärziel für Hamburg 4 Stunden sind (das Primärziel ist sowieso: überhaupt ankommen!) bedeutet das heruntergerechnet auf Karlstadt 'unter 2 Stunden 40 Minuten'. Nachdem ich mich im letzten Jahr - da war der Gedächtnislauf mein erster Halbmarathon - mit einer zu geruhsamen Startphase bös' verschätzt und zum Schluß alle Mühe hatte die geplanten zwei Stunden' gerade so zu erreichen, gehe ich mit einem Schnitt von 5:30 (11 km/h) auf die Strecke den Main entlang.  
Neben mir laufen noch einige 'Blaue' im gleichen Tempo. Man kommt ins Gespräch "welche Zeit strebst' an?" - "na, so und so... - ist Vorbereitung für Hamburg..." - "Ach - du auch...". Die Sehne hält gut durch, nach drei, vier Kilometern ist nichts mehr zu spüren. Das Tempo ist angenehm, mit Atemrhythmus 4/2 (vier Schritte Einatmen, zwei aus) mit - für mich - relativ langem Schritt. Puls... - ach Sch***, das Teil zeigt 79 Schläge, was definitiv nicht stimmt.
Später ergibt die Auswertung gerade mal auf einem Kilometer einen halbwegs realistischen Wert. Es geht zwar ganz gut voran, sechs km, acht km, aber gleichzeitig ist klar, dass das noch nichts zu bedeuten hat. Wir sind immer noch locker im Bereich unserer Donnerstäglichen oder Samstäglichen Trainingsläufe. Und so läuft im Hinterkopf die Kalkulation: 7 km - das ist erst das erste Viertel, 14 km - die Hälfte.

Bei 15 km wird der Schritt erstmals merklich schwerer und der 5:30er Schnitt verlassen: 10,9 km/h. Einerseits ist das im Bereich meiner Erwartungshaltung. Aber es ist halt ein Unterschied, was man sich entspannt am Schreibtisch so durchrechnet und wie sich das auf der Strecke anfühlt ("in Hamburg hab' ich jetzt noch fast zwei Drittel vor mir...").

Es geht auf Zellingen zu. Das Feld ist jetzt schon sehr verteilt. Vor mir eine größere Gruppe von sechs, acht, etwa zweihundert Meter bzw. eine gute Minute entfernt, hinter mir gerade gar niemand zu sehen. Am Zellinger Versorgungsstand greife ich mir eine erste Banane - Glibberpfote an der Hose abgewischt, was soll's... - und einen Müsliriegel. Mit dem ist dafür den nächsten halben Kilometer an 'Atemrhythmus' nicht mehr zu denken: das Klebrige lässt sich schlucken, alles Körnige versucht erstmal in die Luftröhre zu kommen. Dem Paar vor mir vom ETSV Lauda geht es aber exakt genauso - so röcheln und keuchen wir uns voran.

Vor Himmelstadt dann plötzlich wundersame Zeichen auf dem Asphalt. Unser Sebastian mit Babywagen wird gegrüßt und kurz darauf dann wir alle TGKler. Das ist denn doch eine tolle Aufmunterung (Danke dem oder der unbekannten Straßenmaler/in! Ich nehme an - es war Frank Schwehla!). Den Posten in Himmelstadt ereiche ich mit einem Schnitt von 5:35 (10,7 km/h) - wegen eines baustellenbedingten Umwegs in Zellingen übrigens bei 21,7 km und damit einen halben Kilometer nach der Halbmarathon-Marke.

Ich bin zwar grundsätzlich noch im Plan - sowohl von der Geschwindigkeit als auch vom Atem-/Schrittrhythmus nicht im roten Bereich, aber jetzt machen sich immer stärker Schmerzen in den Fußsohlen bemerkbar. Ursache sind vermutlich die Orthopädie-Einlagesohlen, die ich seit zwei Monaten infolge der Achillessehnengeschichte trage. Dazu kommt diese seltsame Raum-Zeit-Verzerrung - mir als leidenschaftlichem Science-Fiction-Leser zwar nicht unbekannt, aber beim Laufen so noch nicht erlebt: jeder dieser verdammten sechs Kilometer besteht plötzlich aus zweitausend Metern. Da, wo rechts über dem Main die Hügelkette endet, da ist Karlstadt! Doch nicht. Aber da vorne die Brücke, da geht's dann rüber zum Ziel am Marktplatz. Die Brücke nähert sich, wird höher und höher - die ist für die Eisenbahn, und die Laufstrecke geht untendurch und weiter.

Dann, endlich, die Richtige. Nochmal eine große Schleife (nur Schummler nehmen die Treppe! :-D ) und rüber über'n Main. Mit dem Nachbarläufer der letzten Kilometer ergibt sich die stille Übereinkunft, dass es dreihundert Meter vor dem Ziel ein Spurt auch nicht mehr rausreißt, als plötzlich Verfolgerschritte zu hören sind. Unser Gerhard ist's, völlig überraschend und mit entschiedenem Willen zum Schlußspurt ("Los, des pack'mer..."). Also gut - ich verfluche abwechselnd Gerhard und jeden einzelnen Meter vom Karlstädter Straßenpflaster - und dann ist es geschafft. Hauchdünn unterhalb der 2H40.

Wir genießen noch die grandiose und zu Recht gerühmte Kuchenversorgung am Marktplatz, bevor es dann mit Manus Fahrdienst (dickes Danke nochmal!) zurück nach Würzburg geht.

Im persönlichen Fazit brachte der Lauf als 'Hamburg-Test' ein durchwachsenes Ergebnis. Auch wenn die nominellen Zeiten im Plan lagen, haben mich die Schwierigkeiten der letzten sechs, acht Kilometer doch ziemlich erschreckt. Es waren immerhin erst zwei Drittel der Marathon-Strecke und bei einem analogen Verlauf reicht das deutlich nicht für die vier Stunden. Für die restlichen sechs Wochen bleibt also noch einiges zu tun.

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Die Ergenisse unserer Läufer:

10 km Margetshöchheim      
Platz Name AK PL.AK Zeit
90 Mündlein, Karin W30 6 01:00:36
94 Seuffert, Ulrike W45 7 01:00:45
117 Kaminski, Claudia W45 9 01:03:56
118 Sterzbach, Rainer M65 3 01:03:59
119 Karl, Ursula W60 1 01:04:01
         
21 km Himmelstadt      
Platz Name AK PL.AK Zeit
1 Schneider, Tobias M30 1 01:25:00
75 Frischolz, Rainer M60 1 02:01:56
140 Kamm, Birgit W55 5 02:27:39
145 Schmidt, Brigitte W45 9 02:30:01
146 Hoffamnn, Anke W50 11 02:30:10
149 Klinger, Andrea W40 6 02:30:27
         
28 km Karlstadt      
Platz Name AK PL.AK Zeit
6 Apfelbacher, Sebastian M35 2 01:58
9 Maaßen, Jörg M50 2 01:59:23
84 Laumer, Peter M55 14 02:39:37
85 Gaßner, Gerhard M55 15 02:39:39

Die Ergebnisse--->   http://www.laufgemeinschaft-wuerzburg.de/urkunden/Ergebnisse_2015.pdf

Bericht der MainPost vom 16.03.2015--->    http://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/Gedaechtnislauf-Ans-brennende-...

Fotos von Frank Schwehla--->   https://picasaweb.google.com/112291078222471415704