Zugspitz Trailrun Challenge 2014 - SCOTT rock the TOP of Germany Marathon - 23.08.2014

Bericht von Sebastian Apfelbacher

(Stand zwar nicht auf meinem Wettkampfplan aber ich bin ja spontan und ein gewonnener Freistart machte es kurzfristig möglich: Herzlichen Dank an SCOTT Sports Deutschland Österreich für den Startplatz) Bereits am Donnerstag reisten meine 4 Frauen und ich für ein verlängertes Wochenende in die Ferienwohnung in der Nähe von Oberammergau. So konnten wir dann auch am Freitag ganz entspannt meine Startunterlagen in Garmisch-Partenkirchen abholen und unsere beiden großen Mädels Lisa und Emily für den Kidsrun im Rahmen der Zugspitz Trailrun Challenge am Freitag Nachmittag melden. Bis zum Start der Kinderläufe hatten wir genug Zeit: während meine Frauen sich auf der Fahrt in der Historischen Postkutsche durch Garmisch und Partenkirchen chauffieren ließen, vergnügte ich mich auf der Trailrunning Expo. Genau 16 Uhr starteten dann die Kleinsten (2011 - 2010) - leider durft Pauline (9/2012) noch nicht laufen, dann Emily und Lisa in ihren Altersklassen auf die gut 1 km lange Trailrunde durch den Kurpark: Lisa (2. Platz W8) und Emily (1. Platz W6). Belohnt wurden die Kinder mit tollen Preisen von Viking Footwear. Anschließend folgte der 1. Teil der Trailrun Challenge: Citysprint der Erwachsenen durch den Kurpark: So als Zuschauer juckte es mich schon recht unter den Zehnägeln ... Im 20 sec Takt wurden gut 120 Läufer auf die kurze Runde durch den Trailparcours geschickt. Dann stand für mich Carboloading auf dem Plan, welches ich mit Pizza und Pasta erfolgreich abhacken konnte. Letzer Programmpunkt war dann das verpflichtende Breving für den Marathon und die Pastaparty um 20:00 Uhr im Kurhaus. Wir erhielten die letzten News zum Wetter und der Streckenbeschaffenheit sowie nochmals Info zu allen obligaten Ausrüstungsgegenständen. Gegen 22:00 Uhr waren wir dann endlich nach 30 km Fahrt zurück in unsere Ferienwohnung. Schnell noch Trailrucksack und den Rest für Samstag gepackt und ab ins Bett.

Schon um 0345 Uhr war die kurze Nacht für mich zu ende. Frühstücken, Morgenhygiene, schnell noch mal die gesamte Ausrüstung checken und dann los mit dem Auto vom Ferienhaus in Saulgrub bei Oberammergau ins 50 km entfernte Ehrwald (AT). Wie geplant kam ich dort um 0520 Uhr an. Nach der Abgabe meines Kleiderbeutels fürs Ziel auf der Zugspitze, geht´s zum Check-in vor der Startaufstellung: hier wird unser obligat Ausrüstung geprüft: u.a.Trailschuhe, Trinkrucksack, Hanschuhe u. Mütze, Erste-Hilfe-Set, Rettungsdecke und Siganlpfeiffe, zweite, wärmende Schicht, wasserdichte Jacke, Handy mit Notfallnummer, ... Punkt 0600 Uhr fällt bei ca.12 °C der Startschuß in Ehrwald auf 960 m und ca. 140 "Trailrunning-Wütige" stürmen los. Erst gut 2 km flach zum einlaufen, dann führt uns die Strecke stetig ansteigend kurz über Forstwege, dann über Singeltrails und schließlich über aufgeweichte und gefurchte Almwiesen hinauf zum Grünen Ups auf 1850 m. Schön wellig führt die Strecke über feuchte und ausgewaschene, löchrige Wiesentrails, die viel Aufmerksamkeit erfordern. An einer Stelle ist der Übergang so aufgeweicht und von den Kühen matschig getrampelt, dass ich über beide Knöchel tief im Matsch stehe und Angst haben muß, dass meine Mizuno Wave Hayate darin stecken bleiben. Dann geht´s über teils sehr steile und immer wieder rutschige Trails auch schon wieder abwärts nach Lähn zur ersten Verpflegung bei km 12. Ich liege gut in der Zeit, wobei ich die ersten 6 km überhaupt nicht in den Schritt gekommen war. Kurz an der Fernpaßstraße entlang führt uns die Strecke durch Wälder und Bäche in Richtung Gartneralm (1400 m), als sich dann bald die mächtige Gartnerwand vor uns auftürmt. Diese überwinden wir über einen felsigen Trail und viele Serpentinen. Hier sind auch wieder steilabfallende Abschnitte zu passieren, die teilweise auch mit Seilen gesichert sind. Gut 700 Höhenmeter beinhaltet der Aufstieg, bis wir vorbei an der Wolfratshauser Hütte Richtung Skigebiet Biberwier/Leermoos stetig abwärts rennen. An der Liftstation Gamsjet geht´s wieder ab in das Dickicht des Waldes: die steilabfallenden, rutschingen Trails führen uns nun kräfteraubend bis nach Biberwier zur V2. Nach wie vor bin ich mit Torsten Schneider, einem erfahrenen (Trail-)Runner aus Bonn unterwegs, der bei km 4 auf mich aufgelaufen war. Bis hier waren es  23 km und ca. 1660 m im Aufstieg. Nach ordentlicher Verpfelgung mit Iso und meinem einzigen Gel laufen wir gemeinsam weiter Richtung Biberwierer Scharte.

Unser Weg führt uns kurz über eine Teerstraße steil bergauf aus Biberwier in den Wald. Dann über einen Trail mit waldigem und felsigem Untergrund im Wechsel weiter bergauf. Am Ende der Waldgrenze wird es nochmals steiler: wir schlängeln uns durch Latschenkieferfelder, bis uns der Knappensteig über Geröll und Felsen zur Biberwierer Scharte auf genau 2000 m Höhe führt. Die Biberwierer Scharte bildet den Einschnitt zwischen Sonnenspitze und dem Schartenkopf. Trittsicherheit ist hier gefragt. Manche Abschnitte sind mit Seilen gesichert, steiler geht kaum mehr; auf den letzen 4 km sind wir über 1000 m aufgesteigen, an Laufen war hier nicht mehr zu denken. Ich kam mir eher wie ein sportlicher Wanderer vor. Meinen bisherigen Laufpartner Thorsten habe ich allerdings auf den letzten 300 m Aufstieg verloren: wir mußte beide unser eigens Temp bergauf gehen.

Den von der Bergwacht gesicherten Gratübergang auf 2000 m überwunden, gehts abwärt: Bis zur 100 Meter tiefer liegenden Coburger Hütte komme ich gut voran, viele geröllige Stellen erschweren aber ein konstantes Laufen. Der Abstieg hinunter zum Seebensee (1657 m) ist wieder steil und deutlich anspruchsvoller. Von hier geht es rund 4,5 km wellig weiter, teils über Trails, teils über geschotterte Forststraßen, bis mich ein abschließender Singeltrail zur vorletzten Verpflegung an der Pestkapelle (1617 m) bei km 35 führt. Schnell Flaschen auffüllen, 2 Becher Iso trinken, eine Hand voll Erdnüsse nehmen, Smaltalk mit dem Medical -  denn hier ist auch der Medical check - ob ich mich in der Verfassung für den letzten, sehr anstrengenden Part auf die Zugspitze befinde, und nach dem ok, weiter bergauf.

Die nächsten 3 km mit gut 400 m im Aufstieg führen mich wellig aber stetig ansteigend über schmale Almwege und über viel Geröllfelder bis zum Felderjochel (2045 m), von dort nochmals abwärts und gleich wieder aufwärts über einen langes Geröllfeld bis zum Gatterl (2024 m), der Grenze Österreich / Deutschland: Ein Fixseil erleichtert den kurzen steilen Aufstieg zum Grenzübergang Gatterl - übrigens noch mit Zaun und Türe. Hier eröffnet sich ein grandioser Blick in die Gerölllandschaft unterhalb des Zugspitzblattes und das angrenzende, tiefe Reintal. In der Ferne kann ich den letzte V-Punkt an der Knorrhütte erahnen. Die Strecke führt hier nur leicht wellig, dafür läuferisch durch das schwere Geröll durchaus anspruchsvoll über den Plattsteig, vorbei an der Zugspitzkapelle bis zur Knorrhütte (2052 m). Hier ist der letzte Verpflegungspunkt und ein echter STOP: alle Läufer müssen sich mit einer 2 Schicht komplett lang einkleiden. Kurz eine Flaschen nochmals für den letzten Anstieg auffüllen und weiter geht´s bergauf. 3,1 km und gut 520 hm liegen noch vor mir, immer bergauf über Geröll, teils geradeaus, teils über Serpentinen, weils so steil ist. Für die letzten 3,1 km brauche ich 43 min und kann noch 2 Plätze in der Gesamtplatzierung gut machen.

Überglücklich und erfüllt ereiche ich nach 7:37:02 als Gesamt 9. das Ziel am Sonnenkar auf dem Sonnalpin / Zugspitzblatt. Leider durften wir aufgrund des dichten Nebels, des Schneetreibens und der Temperaturen um -2 °C nicht auf den Gipfel der Zugspitze, somit blieben uns die letzten 800 Laufmeter und knapp 400 hm verwehrt - was aber definitiv die richtige Entscheidung des Veranstalters zur Sicherheit der Teilnehmer darstellte. Die Zielverpfelgung sowie die Möglichkeit zum Kleiderwechsel besteht für uns in der nahegelegenen Gondelstation. Hierher wurden auch unsere Bekleidungsbeutel / Rucksäcke verbracht. Nachdem ich mich hier ordentlich mit heißer Brühe, Tee, Obst, Brot Käse, Tomate und Nüssen verpflegt und warm eingekleidet habe, geht´s noch die letzten Meter bis zur Talstation der Gletscherbahn. Von dort fahre ich bis auf den komplett in dichten Nebel gehüllten Zugspitzgipfel, um von hier - nach einem kurzen Fernsehinterview auf der Sonnenterasse - mit der Zugspitzbahn hinab nach Ehrwald zu kommen.

Abschließend kann ich sagen: ein Top-Event, wenngleich super anstrengend - ich komme wieder, hoffentlich dann länger vorbereitet und im Berglaufen trainiert! Bei dieser ersten Ausgabe des SCOTT rock the TOP of germany Marathon starteten 140 Teilnehmer, 103 finishten.

Hier noch der Fernsehbericht mit mir ím Interview: http://bit.ly/1quGZ6I

Ein weiterer Fernsehbericht: http://bit.ly/1pZRbPR