Zeiler Waldmarathon -11.11.2017-

Zeiler Waldmarathon am 11.11.2017

Unverhoffte neue Marathon-Bestzeit

Nachdem ich im Juni mit dem West Highland Way Race mein absolutes Saison-Highlight schon hinter mich gebracht hatte, verlief mein restliches Läuferjahr eher anders als geplant. Im September stand zunächst ein 50km-Ultramarathon beim Kraichgau-Lauf an; eigentlich sollte es nur ein letzter langer Trainingslauf vor dem Taubertal 100 werden, allerdings lief es sehr gut und ich konnte mit 4:44 Stunden den 4. Platz bei den Damen belegen. Den Taubertal100 im Oktober musste ich dann wiederum aus diversen Gründen leider bei 71km abbrechen.

Da ich meine gute Form noch ein wenig nutzen wollte und ich nach dem ganzen Asphalt wieder Lust auf Wald und Trails hatte, meldete ich mich kurzentschlossen beim Zeiler Waldmarathon an. Ich bin diesen Lauf im Jahr 2013 schon einmal gelaufen; damals war es mein zweiter Marathon überhaupt, den ich mit circa 4:45 Stunden finishte. Ich erinnerte mich noch, dass es in Strömen geregnet hatte und die ca. 800 Höhenmeter waren mir auch noch gut ins Gedächtnis gebrannt. Ich war also gespannt, was mich nun, 4 Jahre später und mit einigen Kilometern mehr in den Beinen, dort erwarten würde.

Am Samstagmorgen machte ich mich also auf den Weg nach Zeil. In den Wochen vorher hatte ich zwar nicht viel trainiert, fühlte mich aber gut ausgeruht und freute mich auf einen Tag Laufen im Wald. Das Wetter sah morgens noch gut aus, sogar die Sonne zeigte sich kurz. Leider änderte sich das schon recht bald.

Nach circa 1 Stunde Fahrt erreichte ich Zeil. Parkplatz und Startnummernausgabe waren schon bei Einfahrt in den Ort perfekt ausgeschildert, sodass ich mich gut zurecht fand. Der Lauf selbst findet in einem Waldgebiet außerhalb des Ortes statt und ich beschloss, auf die angebotenen Shuttlebusse zu verzichten und die 1,5km dorthin zu Fuß zu gehen.

Der Zeiler Waldmarathon ist eine kleine, angenehme Veranstaltung; neben dem Marathon werden auch noch ein Halbmarathon und eine 7,5km Walking-Strecke angeboten. Start für uns Marathonis und die Walker war um 5 Minuten nach 10 Uhr. Ohne viel Aufsehen ging es los. Gleich zu Beginn erwartete uns ein ca. 2km langer Anstieg, auf dem bereits ein großer Teil der Gesamthöhenmeter pro Runde (insgesamt zwei Runden á 21km) zurückgelegt wird. Ich hatte mich im Mittelfeld eingereiht und konnte hier bereits einige Läufer überholen, auch wenn mich meine innere Stimme der Vernunft davor warnte, zu schnell los zu laufen. Anschließend konnten sich die Beine auf einem längeren Bergab-Stück wieder erholen. Der Lauf war insgesamt sehr wellig, es gab nur eine kurze Strecke ab Kilometer 10, die einigermaßen eben war. Verpflegungspunkte mit Wasser, Cola, Iso, Malzbier, Bananen und Kuchen gab es reichlich, alle 5km, sodass ich ohne Trinkrucksack laufen konnte. Es machte richtig Spaß J

Nach 21 km passierten wir wieder den Start-Ziel-Bereich, bevor es auf die zweite Runde ging. Ich wusste, dass ich nun automatisch langsamer werden würde, aber meine Beine fühlten sich noch einigermaßen gut an. Inzwischen regnete es, aber es machte mir nicht besonders viel aus, da wir im Wald einigermaßen vor dem Wind geschützt waren. Auf der zweiten Runde konnte ich bergab nicht mehr so schnell laufen wie zu Beginn, aber es war dennoch angenehm. Ich warf einen ersten Blick auf meine Uhr. Mein Ziel war eine Zeit von um die 4 Stunden, 3:59 wären ein Traum bei dieser Strecke. Der Boden war zwar stellenweise ziemlich schlammig, aber ich hatte glücklicherweise meine Trailschuhe angezogen, sodass ich nicht allzu sehr ins Rutschen kam.

Natürlich musste ich irgendwann doch den Preis für meinen schnellen Start zahlen und deutlich langsamer machen, vor allem bergauf immer wieder mal gehen. Aber ich hatte immer noch Spaß an der Sache. Ab circa 30 km wusste ich, dass ich unter vier Stunden bleiben würde, sofern ich nicht komplett einbrechen würde. Ich musste nun auch meine Beine bergab nicht mehr schonen und konnte noch ein bisschen Gas geben.

Der letzte Anstieg vor dem Ziel zog sich noch einmal fies hin, dann endlich, bei km 40, ging es fast nur noch bergab. Ein kurzer Blick auf die Uhr bestätigte mir, dass sogar noch eine neue Marathon-Bestzeit drin war, die alte (Hamburg 2015) lag bei 3:53. Also versuchte ich, noch einmal zu beschleunigen, so gut das zu diesem Zeitpunkt eben noch möglich war.

Als ich die Ziellinie überschritt, zeigte die Uhr 3:51 Stunden an, ich hatte es also noch geschafft. So richtig fassen konnte ich es eigentlich nicht. Unverhofft eine neue Bestzeit gelaufen J

Im Ziel gratulierte ich noch einigen Mitläufern, die ich auf der Strecke immer wieder gesehen hatte, da wir uns im fliegenden Wechsel gegenseitig überholt hatten – das ist das Schöne an den kleinen, familiären Veranstaltungen, man trifft immer wieder dieselben Gesichter und kommt ins Gespräch.

Müde, erschöpft, mit schlammigen Beinen machte ich mich im Anschluss zu Fuß auf den Rückweg ins Dorf, wo eine lauwarme Dusche im Hallenbad und Kaffee und Kuchen auf mich warteten. Bei der Siegerehrung durfte ich mich als Zweite in der AK W30 noch über ein kleines Geschenk freuen.

Alles in allem war es ein sehr schöner Tag in Zeil, manchmal ist es einfach das Beste, ohne Plan, ohne Druck und ohne Erwartungen zu laufen J

Die Ergebnisse:

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