Bericht von Otmar Witzko
Dieses, vor allem von jungen Leuten aus aller Welt bevorzugte Land, was „work and travel" angeht, stand schon lange auf meiner „to do"-Liste. Nicht nur marathonmäßig sondern auch, weil es touristisch gesehen, sehr viel bietet. Vom einzigartigen Barrier-Reef und herrlich weißen Sandstränden über dschungelartige oder aus skurrilen Felsformationen bestehenden Nationalparks bis hin zu den nur hier auf dem fünften Kontinent lebenden Koalas und Kängurus.
Der im September, also im australischen Frühling stattfindende Marathon ist auch gleichzeitig eine exzellente Reisezeit, da noch nicht zu heiß (keine Stechmücken bzw. giftige Quallen) und nicht zu überlaufen. Also, eine Route in dem sechsgrößten Land der Erde ausgesucht, 3 1/2 Wochen die Ostküste von Cairns bis Sydney sollten es sein, Flug gebucht und es konnte losgehen!
Nach 21-stündigem Flug und achtstündiger Zeitverschiebung Ankunft in Sydney am späten Freitagnachmittag. Vom supertoll gelegenen Youth Hostel gleich den imposanten Blick auf die Harbour-Bridge und das Opernhaus genossen. Sind Ja DIE Attraktionen schlechthin! Und gleichzeitig Ersteres der Start und vor der Kulisse des berühmten Opernhauses das Ziel.
Samstagmorgen; trotz Jetlags beizeiten auf, Stadtbesichtigung und - last but not least - Abholung der Startunterlagen. Mit einer Pizza als notwendige Kohlehydrate gestärkt und auf guten Schlaf hoffend ging ich frühzeitig zu Bett. Um 5:15 Uhr raus aus den Federn, das Marathonfrühstück, ne Tasse Kaffee und ein Honigbrötchen wie immer und es konnte losgehen. Zusammen mit drei lndern machte ich mich per U/S-Bahn auf den Weg zum Start auf die andere Seite der Harbour Bridge.
Wohlwissend um meinen schlechten Trainingszustand (10 Wochen Laufpause wegen eines gebrochenen großen Zehs Anfang Mai) wartete ich leicht frierend, bei zum Laufen aber optimalen 10 - 11Grad, auf den Startschuss. Punkt 7:05 Uhr - nach den Rollis - und die Meute stürmte los. Auch ich anfangs trotz leichter Steigung zu schnell. Denn diese Strecke ist alles andere als bestzeitenfähig. Nach Überquerung der Brücke ging es unter stetem Auf und Ab aus der Stadt heraus. Wir durchliefen einige Parks, jetzt auf Kieswegen, bevor es wieder zurück ging. Die Verpflegungsstände waren gut mit Helfern besetzt und reichten in 2 1/2 km-Abschnitten Wasserbecher. Bei km 25 zurück in der Innenstadt dann die erste ISO-Station. Jetzt machten sich die gerade 2 x im Training absolvierten 25km-Einheiten bemerkbar. lch spürte meine Beine. Und die Strecke wurde härter. In Kehren und engen Kurven, teilweise auf unebenem Belag ging es durch das Hafengelände. Blick auf die Skyline der größten Stadt Australiens. Sightseeing pur! Km 30 passierte ich gerade so in 3:00 Std. Doch mit steigenden Temperaturen kam auch der Mann mit dem Hammer. lch wurde zusehends langsamer.
Die wenigen Zuschauer motivierten kaum. Als mich bei km 37 die 4:15 Std.-Gruppe passierte, war ich schon am Kämpfen. Zähneknirschend musste ich viele passieren lassen und erreichte mit zig Gehpausen die Zielgerade vor dem Opernhaus. Unter dem Beifall Tausender und eines Adrenalinschubs durchlief ich das Zielband in 4:33 Std. Und war nicht zu kaputt, mich von einer Helferin mit meiner mitgeführten Kamera ablichten zu lassen. Von den 3.567 Finischern erreichte ich immerhin den 2.335ten Plalz, in der Altersklasse M 60 Rang Nr. 27 von 60. Eine wirklich schöne Medaille ließ mich dann auch schnell alle Strapazen vergessen. Marathon Nr. 103 im 63. Land war im Kasten. Bleibt noch zu sagen, auch wenn, was Flair und vor allem Stimmung an der Strecke betrifft, Sydney nicht mit Hamburg, Berlin oder gar New York mithalten kann, es ist eine tolle Stadt! Und. Australien ist ein wirklich faszinierendes und sehr kontrastreiches Land. Man muss einfach wiederkommen !