SIEG beim Lee Valley Velopark Halbmarathon - 26.09.2020 -

von Johannes Arens

Nach langer coronabedingter Pause kommt der Wettkampfbetrieb erfreulicherweise wieder in Gang, wie schon anhand der jüngsten Berichte auf dieser Seite ersichtlich. Auch auf der Insel geht es wieder los, und für mich markierte am 26. September der Lee Valley Velopark Halbmarathon in London den späten Saisoneinstieg.  

Ich bin momentan bestens in Form, das Training lief in den letzten Monaten richtig gut. Denn die Pandemie war für mich läuferisch eindeutig von Vorteil: Weniger Termine, mehr Regelmäßigkeit, weniger Ablenkung. Seit Ende März bin ich komplett verletzungsfrei, seit Ende April habe ich ausnahmslos jeden Tag trainiert, jeden Monat über 400km, vier davon über 500km. Auch die Leistungen in den Tempoeinheiten und langen Läufen waren den ganzen Sommer über sehr vielversprechend. Ein weiterer Formindikator: In den Tagen vor dem Halbmarathon nahm ich gelegentlich meinen Ruhepuls. Ergebnis, mehrmals nachgemessen: 32 (!) Schläge pro Minute. Denselben Wert hatte z.B. auch Lance Armstrong! Ich sollte also wirklich gut in Form sein (und das ganz ohne Doping!). 

Sogar beim Gewicht bewegt sich endlich etwas zum Positiven. Anfang August schleppte ich noch über 81kg über meine Laufrunden, Ende September hatte ich das schon auf unter 76kg gedrückt. Vorgenommen hatte ich mir eine Gewichtsabnahme (wie regelmäßige Leser meiner Berichte wissen) ja schon lange, allein, das Essen schmeckt zu gut! Aber nachdem sich Lorna mein Gerede über durch unnötige Kilos unverwirklichtes Potential schon jahrelang angehört hat, meinte die beste Ehefrau von allen vor ein paar Wochen, ich sollte jetzt endlich Mal ernst machen, und hält mich seitdem öfters von zweiten und dritten Portionen und konsequent von Naschereien ab – wie man sieht mit Erfolg! Zusätzlich motivierend war an dieser Front, dass ich im August bei Bergsprints gegen Sebastian keine Chance hatte – was er fränkisch-direkt kommentierte mit „Johannes, du bist zu schwer!“ Das nagt dann doch an einem…  

Soviel also zur Vorbereitung, nun zum Wettkampf – auf den ich mich im Vorfeld, nach der langen coronabedingten Wettkampfpause, ungemein gefreut habe (auch wenn ich bis zuletzt immer Zweifel hatte, ob er denn wirklich stattfindet oder ob er noch in letzter Minute virusbedingt abgesagt werden muss): 

Der Lee Valley Velopark Half Marathon wird in London um das Bahnradstadion der olympischen Spiele von 2012 ausgetragen, auf einer Einmeilenrunde, die dementsprechend dreizehnmal zu absolvieren ist. Ein Zusatzstück ist vorgeschaltet, um die Halbmarathondistanz vollzumachen. Bei der Ankunft musste ich etwas überrascht feststellen, dass der Kurs extrem hügelig ist. Auf 1,6 km hat er nicht weniger als fünf kurze aber giftige Anstiege – bei dreizehn Umrundungen kamen so (laut Stravaauswertung eines anderen Läufers) über 160 Höhenmeter zusammen, gefühlt waren es noch deutlich mehr. Zudem blies ein kräftiger Wind. Die angepeilte Unterbietung meiner Bestzeit (1:10:12, gelaufen 2019 in Schottland) musste ich also, trotz der guten Form, abschreiben.  

Coronabedingt mussten sich die ohnehin nur wenigen Teilnehmer (gut 80 über die Halbmarathondistanz) in einer Schlange zum Starten anstellen, mit Sicherheitsabständen, und nach Startschuss einzeln über die Startlinie laufen.  

Schon vor Ende der ersten Runde hatte ich die Handvoll vor mir gestarteten Läufer eingesammelt, ab dann war es ein Sololauf an der Spitze, geprägt von den vielen kurvigen Steigungen. Diese sind meiner Ansicht nach gerade auch mental sehr anstrengend, da man dauernd neu beschleunigen muss und nie wirklich in einen Rhythmus findet. Die erste Meilenrunde lief ich in 5:15 – 3:15min/km-Tempo, zu schnell, v.a. für diese Strecke. Nach der zweiten Runde in 5:22 pendelte ich mich dann ab der dritten Meile auf ein ziemlich gleichmäßiges Tempo zwischen 5:27 und 5:34 pro Runde ein (3:23-3:27min/km), das ich gut durchziehen konnte. Das Rundendrehen ist einerseits natürlich etwas eintönig, andererseits schätze ich aber auch diese exakte Vergleichbarkeit der Abschnitte. Zudem war das dauernde Überrunden von Mitläufern, ohne je selbst überholt zu werden, recht motivierend (obwohl es natürlich zusätzliche Meter kostet).  

Netterweise waren Lorna und Charlotte zum Anfeuern mitgekommen, und auch dafür war das Rundenformat natürlich von Vorteil, da meine Damen mich dreizehnmal statt nur einmal beim Start und beim Zieleinlauf vorbeiflitzen sehen konnten. So viele Vorteile des Rundendrehens also – vielleicht sollte ich doch noch eine späte Bahnkarriere starten? 

Auf den letzten Runden wurden die Beine dann, erwartungsgemäß und vor allem aufgrund der vielen Steigungen, doch recht schwer, aber eine etwas flottere Schlussrunde in 5:21 konnte ich mir noch abringen, dann war der erste Wettkampf seit knapp einem Jahr geschafft – und das gleich mit einem Sieg, und einer gerade angesichts der Umstände doch sehr soliden Zeit von 1:11:58. Das ist immerhin meine zweitschnellste Halbmarathonzeit bisher, und laut dem Höhenmeterrechner von Peter Greif entspricht das auf flacher Strecke sogar einer 1:09:48 (also deutlich unter Bestzeit).  

Mit diesem Wettkampf bin ich dementsprechend vollauf zufrieden – zuallererst war es großartig, überhaupt endlich wieder einen Wettkampf zu laufen. Sodann war aber auch das Ergebnis sehr ordentlich, und insbesondere macht es Mut für meinen diesjährigen Angriff auf die 2:30 im Marathon! Ich bin für den 18. Oktober in Bedford (eine Stunde von Cambridge) gemeldet, wo auf einem Autorennkurs (garantiert flach!) ein Marathon durchgeführt wird. Inzwischen, da ich diese Zeilen schreibe (8. Oktober), sind die letzten harten Trainingseinheiten absolviert, ich fange gerade mit dem Tapering an, das Gewicht ist inzwischen unter 75kg (wie zu meinen besten Zeiten anno 2013), und ich bin äußerst optimistisch. Jetzt oder nie! Drückt mir die Daumen! Bericht folgt.  

Die Resultate vom Lee Valley Velopark Halbmarathon, mit Meilensplits:  

http://results.racetimers.co.uk/results.aspx?CId=16487&RId=4452