München Marathon mit DM - 13.10.2013

Marathon-DM in München von Johannes Arens Innerlich euphorisiert und körperlich erledigt lasse ich am Abend des 13.10. einen grandiosen Marathontag Revue passieren. Heute habe ich hier in München den Marathon in 2:31:55 bewältigt und Rang 17 bei den deutschen Meisterschaften erlaufen. Dabei hatte der Tag ziemlich hässlich angefangen. Das Klingeln des Weckers vermischte sich mit Regenprasseln am Fenster, aus dem mir beim Öffnen ein Schwall fast winterlich kalter Luft empfing. Die Laune war also ersteinmal eingetrübt – um sich dann während Frühstück und letzten Vorbereitungen wieder aufzuhellen, als der Regen nach und nach aufhörte und schließlich sogar eine angenehme Herbstsonne hervorkam. Damit waren doch noch gute äußere Bedingungen gegeben, um die intensive Marathonvorbereitung er letzten Monate heute in ein handfestes Resultat umzusetzen. Meine letztjährige Bestmarke von 2:41:56 wollte ich auf jeden Fall deutlich unterbieten. Realistisch-ambitionierte Hoffnungen machte ich mir auf eine Zielzeit im Bereich 2:34-2:32, mit gelegentlichen kühnen Träumen über eine Sensations-2:29 (Bevorzugt treten derartige Phantasien bei flotten Tempotrainings auf den ersten Kilometern auf, um dann mit fortschreitender Ermüdung realistischeren Prognosen zu weichen). Die Lokalitäten im Olympiapark kannte ich bei meinem nunmehr 3. München-Marathon (5. insgesamt) schon gut, sodass das Prozedere von U-Bahn-Anfahrt bis Gepäckabgabe für mich reibungslos und ohne unnötige Hektik ablief. Nach ganz lockeren 10min Einlaufen quetschte ich mich im Startblock einigermaßen weit nach vorn. Nach dem Startschuss galt es, aus dem üblichen Gewusel nebst Slalom um ein paar offenbar Deplatierte in regelmäßigen Laufschritt überzugehen. Den ersten km traf ich mit 3:33 exakt wie gewünscht – hatte aber schon sehr bald das Gefühl, dass ich den heimlichen sub2:29-Plan lieber nicht forcieren sollte. So spulte ich die ersten km in gerade noch angenehmem 3:36er Tempo ab, der oberen Grenze meiner realistischeren Hoffnungen entsprechend. Vom Olympiastadion weg führt der München-Marathon zunächst zu einer Wendestrecke auf der Leopoldstraße, wo viele Zuschauer die noch frischen Läufer anfeuern. Als mir die Führenden entgegenkamen, musste ich beeindruckt feststellen, dass sie sich zu einer dichten, ca. 15-köpfigen Gruppe zusammengeschlossen hatten, danach länger nichts, danach wieder eine große Gruppe, danach wieder nichts. In der Gruppe läuft es sich eben leichter. Ich ließ mich inspirieren, und ordnete mich auch erstmal in eine kleine Gruppe ein. Km 10 in 36:00, bestens. Beine noch einigermaßen spritzig. Leider musste ich im Englischen Garten etwa bei km 13 ausscheren, um dringend etwas Flüssigkeit abzulassen. Nicht sehr professionell, aber was sein muss, muss sein.... Die verlorenen 12 Sekunden holte ich über die nächsten 2-3 km wieder ein, und stellte den Anschluss an das Grüppchen wieder her. Als diese immer mehr Richtung 3:40er-Tempo tendierte, setzte ich mich an die Spitze und machte ich mich schließlich allein auf den Weg. Die Halbmarathonmarke passierte ich nach 1:16:23. Bis dahin hatte ich mich noch passabel gefühlt, wenn auch mit etwas müden Beinen, aber kurz nach der Hälfte setzte ein körperliches und psychisches Tief ein. Es gelang mir aber, mich an einem italienischen Mitläufer festzubeissen, mit dem ich mich dann auch für den Rest des Rennens duellieren sollte (ganz zum Schluss hatte er die Nase vorn). So liess sich das Tempo auch bei vorübergehender Schwäche konstant halten. Den Durchhänger beenden konnte ich durch Konsum eines pappigen Energiegetränks etwa bei km 25 (auch wenn bei Tempo 16-17 der Großteil der Flüssigkeit natürlich vorwiegend im Gesicht, in der Nase oder in der Luftröhre landet), und konnte das Tempo stabil weiter um die 3:36/km halten. Nach km 30 (1:48:24) ging es über den Marienplatz in die Innenstadt, wo die Anfeuerungsrufe viele Zuschauer den Übergang in die wirklich harte Phase des Marathons erleichtern. Kurz nach km 32 kamen mir nochmal die vier Führenden entgegen (sehr schneidig). Inzwischen konnte ich mir ausrechnen, dass die sub2:32 gerade so in Reichweite lagen – also auch die Möglichkeit, meine Bestzeitensteigerung auf über 10min zu hieven. Dieses Ziel vor Augen, konnte ich auf den letzten Kilometern die müden Beine nochmal mobilisieren und etwas beschleunigen. Der letzte 10er-Abschnitt wurde so sogar der schnellste. Weiter beflügelt wurde ich dadurch, dass ich schon seit vielen km nicht mehr überholt worden war (abgesehen von gelegentlichen Positionswechseln mit dem Italiener), und stattdessen noch eine Reihe von Konkurrenten einsammeln konnte. Nach der letzten Kurve führt der Kurs durch einen musikbeschallten Tunnel in das Olympiastadion. Mit einem beherzten Spurt auf den letzten Metern brachte ich die 2:31 unter Dach und Fach. Sehr erschöpft und sehr zufrieden überquerte ich die Ziellinie – um mich herum die erhebende Kulisse des Olympastadions, über mir die strahlende Herbstsonne, in mir das Bewusstsein, heute auf eigenen Beinen 42,195 Kilometer in 2 Stunden 31 Minuten 56 Sekunden zurückgelegt zu haben. Augenblicke, die man für kein Geld der Welt kaufen kann... Deutscher Meister wurde Frank Schauer in 2:18:56, deutsche Meisterin Silke Osterkamp in 2:41:50; Wie üblich gab es in München keine ostafrikanische Konkurrenz, sodass die deutschen Meister auch die Gesamtsieger waren.

(sa)