München-Marathon

Vor der großen Kulisse von insgesamt 100 000 Zuschauern, die die Strecke in München säumten, krönte Werner Beuschel kürzlich seine Läufer-Karriere. Er bewegte sich unter insgesamt 18 000 Teilnehmern auf olympischen Spuren als er dem Ziel des München-Marathons im altehrwürdigen Olympiastadion entgegen lief und als Deutscher Meister der Altersklasse M65 seinen persönlichen Lauf-Olymp erklomm.

Die Meisterschaften waren im Rahmen des München-Marathons ausgeschrieben und in Beuschels Altersklasse M65 traten zufälligerweise 65 Läufer an, um auf der 42,195 Kilometer langen Strecke den Titelträger herauszulaufen. Der Parcours erstreckte sich hauptsächlich auf der ehemaligen Olympiastrecke von 1972, womit der Marktstefter gut zurecht kam. Er landete einen souveränen Sieg und genoss den Zieleinlauf im Olympiastadion sowie die Siegerehrung bei seinem ersten nationalen Titel. „Das war schon ein schönes Gefühl, ganz oben zu stehen“, verrät der sprichwörtliche Dauerläufer, für den sich das Laufen zum festen Bestandteil seines Lebens entwickelte.

Zuvor hatte Beuschel schon fünf bayerische Meistertitel geholt und konnte vor drei Jahren auch international glänzen. Im November 2009 absolvierte der pensionierte Polizist die Internationale Running-Challenge auf Lanzarote und erkämpfte sich in der Gesamtwertung den hervorragenden Platz unter 275 Teilnehmern der Altersklasse M60. Damals bestritt er innerhalb von sieben Tagen vier Läufe von einer Fünf-Kilometer-Distanz bis zu einem Berglauf und zum Abschluss drei Tage später einen Halbmarathon. „Meine Frau Anita war mein größter Fan und hat mich sehr unterstützt“, erinnert sich der Läufer im Trikot der Turngemeinde Kitzingen (TGK) an eine der Sternstunden seiner Laufbahn.

Werner Beuschel war als junger Mann ein vielseitiger Sportler, der vor allem dem Handball und dem Tischtennis frönte. Als Läufer war der Polizeibeamte freilich ein Spätstarter, schnürte er doch erst als 40-Jähriger erstmals die Laufschuhe. So spät wie er begann, so unkonventionell erscheint auch die Intention zum Laufen. Damals hatte er als Beamter im Schichtdienst Kreislaufprobleme und sein Arzt riet ihm zur Therapieform des Laufens an der frischen Luft. Geraten, getan: Werner Beuschel machte sich auf, um auf dem Kitzinger Trimm-Dich-Pfad etwas für seine Gesundheit zu tun. Das ärztlich empfohlene Laufen zeigte Wirkung, die Kreislaufprobleme verflüchtigten sich. Die Freude am Laufen blieb dagegen. Fortan steigerte er sein Pensum, absolvierte später für seinen Heimatverein TV Marktsteft erste Volksläufe und wechselte Anfang der 1990er-Jahre zum TGK-Laufteam. Dort half ihm eine passende Trainingsgruppe, sich weiter zu entwickeln und den Laufsport mehr auf Leistung ausgerichtet zu betreiben. Seit Jahren gehört der heute 65-Jährige zum festen Bestandteil der hiesigen Volkslaufszene und stellt sich sporadisch auch Leichtathletik-Wettbewerben auf Laufbahnen. Sein bisher erfolgreichstes Jahr markierte 2008, als er Unterfränkischer Meister im Halbmarathon und Bayerischer Marathon-Mannschaftsmeister wurde. Daneben platzierte er sich auf dem guten sechsten Rang bei den Deutschen Meisterschaften auf der Laufbahn über 10 000 Meter.

Mit dem deutschen Marathon-Titel ging für Werner Beuschel in München ein kleiner Traum in Erfüllung und entschädigte ihn für das vergangene Jahr. „2011 war ein kleines Seuchenjahr für mich“, schildert Beuschel die Zeit nach einer Meniskusoperation, die ihn schmerzte und ein Läuferjahr außer Gefecht setzte. Diese Zeiten sind längst abgehakt, und Werner Beuschel läuft engagiert wie eh und je einen Wettkampf und Volkslauf nach dem anderen. Am Sonntag, 11. November, steht der Kitzinger Lebkuchenlauf im Laufkalender. Da darf Beuschel als Lokalmatador nicht fehlen und wird der Kälte trotzen.

 

Von unserem Mitarbeiter

Hartmut Hess

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