Montevarchi – eine nicht ganz alltägliche Reise im Jahr 1987

Erst heute erreicht uns dieser Bericht. Es war wohl doch ein langer Lauf. Die Laufteam-Redaktion. Ein Reisebericht, zusammengestellt aus Berichten der Kitzinger Zeitung

Zwei Sportlergruppen aus Kitzingen machen sich heute am Mittwoch, den 10.Juni 1987 auf anstrengende Reisen. Sieben Radfahrer der Trainingsgruppe Luitpoldbau steigen um 6.30 Uhr bei der Bäckerei Will zu ihrer Etappenfahrt nach Oslo in den Sattel. Um 9.00 Uhr starten die Langläufer vor dem E-Center in Richtung Montevarchi.  

Die sieben Radfahrer wollen die 1.500 km ins norwegische Oslo in sieben Etappen mit einer Länge von 200 bis 250 Kilometern schaffen.  

Ebenfalls in sieben Etappen wollen neun Kitzinger Langläufer die italienische Partnerstadt Montevarchi erreichen. In einer Art Staffellauf werden sie die gut 1.000 km nach Italien laufen. Gelaufen wir in zwei Schichten, die Läufer nehmen sich eine bestimmte Strecke vor und werden dann von einem im Begleitbus mitfahrenden Kollegen abgelöst.  

Beide Gruppen haben sich ausgiebig auf ihr Unternehmen vorbereitet. Die Organisation ist längst abgeschlossen, nur auf eines hat keiner der Organisatoren Einfluss, auf das Wetter. Das müsste unbedingt besser werden, damit die Vorhaben nicht zu einer noch größeren Strapaze werden.  

Die Läufer:  

Bruno Helmer, Karl Helmer, Michael Weydt, Martin Rumpel, Marion Wachter, Ute Schneider und Ulf Sengenberger. Karl-Heinz Eichler und Roland Röder werden am Anfang bzw. am Ende mitlaufen.  

Über das „Essen fassen“ beim E-Center (Sponsor) schrieb die Zeitung: „Wenn man die Pakete gesehen hat, die sie eingeladen haben, kann man getrost davon ausgehen, dass die Läufer weder Hunger noch Durst leiden werden.“ Die Zeitung hatte Recht. Wir hatten am Ende zwar alle ein paar Pfund weniger auf den Rippen aber geschmeckt hat es uns den ganzen Tag.  

Für das gute Gelingen des Staffellaufes waren auch die üppigen Brotspenden der Bäckerei Will verantwortlich. Köstlich zu jeder Tages- und Nachtzeit waren diese herrlichen Ratsherrnlaibe.  

Viel Beifall gab es  vor dem E-Center-Parkplatz um 9.00 Uhr für die Langläufer. Oberbürgermeister Rudolf Schardt wünschte den Läufern einen schönen Empfang in der Partnerstadt und auf dem Weg dahin alles Gute. Diesen Glückwünschen schlossen sich  zahlreiche Fans an, unter ihnen auch der Vereinsvorsitzende, Eugen Herbach und der Vorsitzende des Partnerschaftskomitees, Friedrich Tasch.  

Die Etappen:  

Mittwoch 10.Juni:       Kitzingen  -  Wemding              137 km  

Donnerstag  11.Juni   Wemding  -  Roßhaupten         188 km  

Freitag  12.Juni          Roßhaupten  -  Sölden             136 km  

Samstag  13.Juni       Sölden  -  Trient                        160 km  

Sonntag  14.Juni        Trient  -  Gardasee                     65 km  

Montag  15.Juni          Gardasee  -  Mantova                40 km  

Dienstag  16.Juni        Mantova  -  Pian d´Voglio        177 km  

Mittwoch  17.Juni        Pian d´Voglio  -  Montvarchi    120 km  

Wechselhaftes Wetter, Regen, Hagel und Sonnenschein begleiteten die Läufer auf ihrer ersten Etappe. Nach der ersten Nacht im Zelt ging die Frühschicht bei empfindlicher Kälte morgens um 7.00 Uhr in die zweite Etappe. Der Freitag wurde mit der Durchquerung der Alpen bei stechender Sonne nicht weniger hart als der lange Tag zuvor. Nach der Grenze zu Österreich ging es dann nur noch bergauf. Trotz der immensen Steigungen kamen die Läufer planmäßig über Imst und Ötz in Sölden an. Das Timmelsjoch steht für den kräftezehrenden Auftakt am Samstag. Bruno Helmer nahm die Straße alleine unter die Sohlen und erreichte den Pass nach 23 km, das ließ er sich nicht nehmen. Der Sonntag stand dann ganz im Zeichen der Erholung. Die Läufer haben sich entschlossen, den geplanten Ruhetag auf zwei Tage zu verteilen. Für das Baden im Gardasee war das Wetter übrigens hervorragend. 30 Grad und sonnig  -  herrlich. Am Montag Nachmittag hatten die  beiden Helmerbrüder die zweite Halbetappe vom Gardasee nach Mantova abgeschlossen. Damit waren die beiden Tage „Ruhe vor dem Sturm“ in die Toskana vorbei. Bereits um 5.45 Uhr ging die Frühschicht dann auf die sechste Etappe. Roland Röder, der eigentlich zu den Läufern stoßen wollte, wurde übrigens nie gesichtet.  Mit 177 km wurde diese Etappe zur zweitlängsten der ganzen Tour. Über Florenz nach Montevarchi führte dann am Mittwoch die siebte und letzte Etappe. Ute Schneider brachte die Staffel vor die Tore Montevarchis. Damit war  das Ziel nach 120 km fast erreicht. Die letzten drei Kilometer waren dann in Begleitung der Polizei und der Läufer aus Montevarchi die verdiente Zugabe.  

Die verbleibendenTage in Montevarchi standen ganz im Zeichen von Ruhe und Erholung. Natürlich wurde dabei auch die Umgebung erkundet und so manche Stadt besichtigt. Einen Höhepunkt stellte natürlich der Empfang im Rathaus dar. Geschenke wurden übergeben, Gespräche wurden geführt. Denn zu zum Feiern hatten die Läufer natürlich allen Grund.  

Auch die Radgruppe erreichte mittlerweile unversehrt ihr Ziel. Teilweise extreme Witterungsbedingungen, ein Unfall am zweiten Tag, technische Defekte sowie Probleme mit der Straßenführung im Norden haben dazu geführt, dass die Etappenfahrt nach Norden für die Fahrer und die Begleiter nicht nur zum reinen Vergnügen wurde.

Bericht von Michael Weydt - bitte auch die Bildergalerie dazu beachten

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