Marathon in Asunción/Paraguay

Marathon auf südamerikanisch - Marathon in Asunción

Die weniger geografisch orientierten unter uns werden sich jetzt fragen, welchen Exoten ich denn diesmal unter die Füße genommen habe. Nun, Asunción ist die Hauptstadt Paraguays, dem neben Bolivien einzigen Binnenland in Südamerika. Warum gerade dieser! Marathons in Südamerika sind dünn gesät und nach Santiago de Chile und Rio de Janeiro (für mich übrigens sowohl der schönste Stadt-Marathon - noch vor New York, London oder San Franzisko) - als auch die faszinierendste Stadt der Welt) war hier einfach wieder mal einer fällig! Und da bot sich eben Asunción im südamerikanischen Winter an. Nachdem mein Freund Manfred abgesagt hatte, zog ich die gut dreiwöchige selbst organisierte Reise eben alleine durch.

Mit einem 14-Stunden-Non-stop-Flug nach Buenos Aires entfloh ich der Hitze Deutschlands. Dass auf meiner ersten Station in Uruguay jedoch gerade eine Kältewelle mit Temperaturen im einstelligen Bereich herrschte, ließ mich dann aber frösteln! Schnell in vier Tagen das Wichtigste abgehakt und auf ins warme Paraguay. Der 22-stündige Trip in ultramodernen Bussen mit allem Komfort (Liegesitze mit riesigem Abstand, Kaffee, teilw. warmes Essen bzw. Snacks und kostenloses WLAN an Bord) ließen die Zeit aber schnell vergehen. Mit jedem Tag wurde es nun heißer. Bei einer kleinen Trainingseinheit drei Tage vor dem Lauf erahnte ich schon, was da auf mich zukam! Den Samstag vor dem Lauf ließ ich daher bei einem Ausflug in ein kleines Kolonialstädtchen ruhig angehen!

Dann Sonntagmorgen - Marathontag! Um 4.45 Uhr aus den Federn, Frühstück mit Kaffee und Brötchen selbst zubereitet und in 15 Minuten zum Start getrabt. Und jetzt kam das südamerikanische Temperament zum Vorschein! Der Sprecher heizte bei Technomusik und südamerikanischen Rhythmen richtig ein. Kurz vor dem Start erklang dann aus ca. 300 Kehlen inbrünstig die Nationalhymne. Und mit einem Enthusiasmus ohnegleichen, verstärkt noch durch ein Feuerwerk pünktlich um 6 Uhr, noch in der Dunkelheit, begab sich die Läuferschar unter lautem Gejohle mehr tänzelnd als laufend auf die Strecke. Das Thermometer zeigte bereits jetzt satte 24 Grad an Und so ließ sich ich es, wie auch die Mehrzahl der Marathonis, langsam angehen. Was doppelt gut war, denn auch die 2 x zu durchlaufende Halbmarathonstrecke hatte es in sich! Bereits bei km 2 folgte eine vier km lange leichte Steigung - gepaart mit Gegenwind! Und so ging auch es auch weiter. Ein stetiges Auf und Ab, mal mit Wind von vorne, mal von der Seite. Mit dem Sonnenaufgang um 7 Uhr stiegen auch die Temperaturen weiter an. Die ca. alle drei Kilometer aufgebauten Wasserstellen wurden dankbar angenommen. Elektrolytgetränke und Bananen wurden ebenfalls angeboten. Dass die Veranstaltung hervorragend organisiert war, machte sich auch an den abgesperrten Straßen bemerkbar. Ist in Ländern der Dritten Welt nicht immer so! Erinnere mich da mit Schaudern an Manila und Ho-Chi-Minh-City, wo ich mir den Weg zwischen Eselskarren und stinkenden Mopeds bahnen musste!

Uns so versuchte ich trotz der Widrigkeiten und meines aufgrund von Verletzungen geringen Trainings die erste Runde in 2 Stunden zu packen; wohlwissend wie hart die zweite Runde werden würde! 2:00:13 Std. war denn auch die Durchgangszeit! Zwischenzeiten wurden übrigens - natürlich auch mit Chip - 3x genommen wurde. Und jetzt wurde es hart! Auch die Helfer an den Wasserstellen waren mittlerweile müde. Schließlich mussten sie ja auch die eine Stunde nach uns gestarteten ca. 800 "Halben" versorgen. Hatten sie noch bei der ersten Runde den Becher im Nebenherlaufen gereicht, so standen sie jetzt nur noch da oder man musste sich die Becher selbst von den Tischen greifen. Kilometer um Kilometer kämpfte ich mich weiter, fightend mit einem Endvierziger und seinem Sohn - beide perfekt deutsch sprechend. Bei km 32 las ich dann an einer Tankstelle die Temperatur ab: 28° ! Versuchte trotzdem auf den letzten drei km am Paranà entlang alles zu geben und erreichte das Ziel heilfroh in 4:13 Std. Immerhin noch der 92. Rang von 242 Finishern! Aufgrund der Hitze weniger als im Vorjahr. Auch die Siegerzeit des Kenianers deutlich schlechter als im Vorjahr. Im Ziel noch bei Cola und Banane mit Horst und seinem Sohn Dieter aus Asunciòn unterhalten und dabei erfahren, dass ihre Urgroßeltern Ende des 19. Jhdts. hierher ausgewandert sind. Dann zurück in die Pension. Nach einer Stunde Relaxen und einer Pasta machte ich mich bei mittlerweile 32°  noch zur Stadtbesichtigung auf. Schließlich war ich ja nicht nur wegen des Marathons hier! Und am Montag sollte es dann in 22-Std.-Busfahrten nach Nordwest-Argentinien gehen; dem eigentlichen Höhepunkt dieser Reise.

In einer einwöchigen Mietwagentour besuchte ich u.a. einen Flamingosee, eine Riesenfiesta an Mariä Himmelfahrt und bereiste eine bizarre, in allen Farben erstrahlende Felsenlandschaft, die ihresgleichen auf dieser Erde sucht! Noch zwei Tage in der alten Kolonialstadt Cordoba und eine tolle Erlebnisreise war zu Ende.