Jerusalem Marathon -15.03.2019-

Bericht vom Jerusalem Marathon am Freitag, den 15.03.2019

von Anja und Olaf

Wie schon in den Vorjahren, war auch heuer ein Start bei einem Halbmarathon geplant. Wir entschieden deshalb kurzfristig am Jerusalem Marathon (JEM) teilzunehmen und anschließend ein paar Tage Urlaub folgen zu lassen.

Die Anmeldung über Internet war zügig erledigt. Weil wir allerdings spät dran waren, konnten wir von den Ermäßigungen für Frühbucher leider nicht profitieren. So mußten für einen Start pro Person 59$ /69 $ hingeblättert werden. Anja hatte für den HM-Distanz und Olaf für die 10km Distanz  gemeldet.  Als das erledigt war, konnte ein Flug bei Raynair ab Karlsruhe nach Tel Aviv gebucht werden. Jerusalem hat  leider keinen internationalen Flugplatz, aber die Fahrt von Tel Aviv nach Jerusalem stellt zum Glück keine große Hürde da, gibt es doch eine für Touristen kostenlose Bahnverbindung. Schwieriger war es da schon eine preisgünstige Unterkunft in Jerusalem zu finden.

Am 14.03. 2019 Donnerstagmorgen 4 Uhr war Aufstehen angesagt. Dann ging es mit dem Auto von Mannheim zum Flugplatz KA, Einchecken 6 Uhr, Abflug 8 Uhr. Alles klappte prima. Flugdauer 4 ½ Std. Kurz nach 13 Uhr waren wir dann mit dem Zug in Jerusalem.

Vom Bahnhof zum Appartement war es ein Fußweg von ca. 1 km, d.h. als Läufer Ehrensache dies zu Fuß zu erledigen. Aber nachdem wir eine kurze Strecke gegangen waren, fing es an, wie aus Kübeln zu schütten! Bis auf die Knochen durchnässt kamen wir bei der Unterkunft an.  Wegen dem Regen hatten wir auf dem Weg dorthin natürlich nur eine flüchtigen Blick dafür übrig, dass bereits  viele Streckenmarkierungen und –absperrungen für den Lauf aufgestellt waren.

Nach einigen „kleineren“ Problemen  beim Bezug der Unterkunft, sowie einer Trocknungs- und Aufwärmphase ging es dann um ca. 17 Uhr in Richtung des Jerusalem Congress Centrum (JCC), wo die Ausgabe der Startnummern, eine Pasta-Party und eine Läufermesse stattfand. Das JCC liegt direkt neben dem Bahnhof, somit ideal zu erreichen. Die Ausgabe der Startnummern erfolgte nur am Freitag von 15 bis 21 Uhr, eine Ausgabe am Veranstaltungstag gibt es nicht. 

Am nächsten Morgen hieß es 5:30 Uhr aufstehen, da der Start des HM, an dem Anja teilnahm, um 6:45 Uhr angesetzt war. Aber bereits ab 5 Uhr hörten wir in unserem Appartement  die Lautsprecherdurchsagen der Veranstaltung, denn wir hatten zufällig ein Zimmer gebucht, dass nur 5 Minuten Fußweg vom Start lag. In Deutschland war es durch die Zeitverschiebung allerdings erst 4 Uhr ! Das Aufstehen war somit schon die erste harte Prüfung des Tages, die zweite sollte der Lauf werden. 

Zum Glück hatte sich das Wetter über Nacht beruhigt und der Regen aufgehört. Es war wolkenbedeckt und es ging bei knapp über 10 °C ein leichter, kühler Wind. Zum Glück kam immer wieder einmal die Sonne durch die Wolken zum Aufwärmen. Diese Sonnenphasen  nahmen stetig zu, so daß am Ende fast ideale Laufbedingungen herrschten.

Wie es heutzutage bei fast allen großen Laufveranstaltungen üblich ist, sind der Start- und Zielbereich großräumig mit Baustellenzäunen oder Absperrgittern abgegrenzt. Was einerseits der Sicherheit dient, ist andererseits der Stimmung und der Publikumsnähe besonders im Zielbereich leider abträglich. So werden Motivationsversuche, wie z.B. das kurze Mitlaufen von Angehörigen der Läufer, durch die Ordner strikt unterbunden.

Kurz vor dem Start wurden die HM-Läufer durch Disco-Musik angeheizt, dann ging’s  pünktlich um 6:45 Uhr los und neben Anja setzten sich 5052 Läufer(innen) in Bewegung, zudem stiegen gleichzeitig mehrere Dutzend Luftballons in den Himmel.   In einem Abstand von etwa 25 Minuten gingen die 1499 Marathonläufer(innen) auf die Strecke. Im halbstündigen Abstand wurden danach die verschiedenen Gruppen von 5km-Läufern etc. gestartet, bis schließlich um 10 Uhr  Olaf’s Start über die 10 km-Strecke anstand. Für alle Laufstrecken gab es nur einen Startbereich, allerdings gab es insgesamt  drei Zieleinläufe: 1x Marathon , 1x HM/10km und 1x 5km.

Neben den oben genannten Zahlen für Marathon und HM, gingen noch 5912 Läufer die 5km-Strecke und 8924 Läufer die 10km Strecke an.

Der zentrale Punkt der Veranstaltung ist der Sacher-Garden, der direkt an die Knesset grenzt. In diesem befindet sich der Aufenthaltsbereich mit den Toiletten, den Aufbewahrungszelten etc. und den Versorgungsständen nach dem Zieleinlauf.

Gestartet werden alle Läufe in der angrenzenden Ruppin-Avenue. Gleich nach dem Start geht es zunächst 1 km bergab, danach sind gleich die ersten 40 Höhenmeter zu überwinden. Hat man die erklommen, währt die Freude nicht lang. Nach wenigen hundert Metern geht es wieder bergab, in eine Unterführung und dann schließt sich eine „ewig lange“ Steigung an, die auf Alt-Jerusalem zugeht. Hierbei umrunden die Läufer den Sacher-Park ca. zur Hälfte. Kurz vor der Altstadt biegen die Läufer nach rechts ab und laufen eine Strecke an der Stadtmauer entlang, bevor es über das  Jaffa-Tor in die Stadt hinein geht (natürlich bergan). Man läuft einen knappen Kilometer durch Alt-Jerusalem und über das Zion-Tor wieder hinaus. Es geht bergab auf die „David-Stadt“ zu. Hier trennen sich die Stecken der 10km und der HM-Distanz. Während die 10km-Teilnehmer ca. 2,5 Kilometer dem Ziel im Sacher-Garden zu streben, laufen die HM-Teilnehmer in Schleifen durch die griechische und dann die deutsche Kolonie. Auf der „Daniel Yanovski“-Straße geht es fast geradeaus auf den  Stadtteil East-Talpiyot und einen Wendepunkt zu und dann wieder über die  gleiche Straße, sowie der „Yehuda“ und  „El’azar-ha-Modal“-Straße zum Sacher-Garden zurück. Diese letztgenannten Strecken und selbst der Zieleinlauf ist es ein ständiges „auf und ab“ laufen. Geschätzt sind es min. 200 Höhenmeter beim 10 km- und mehr als 300 Hm beim Halbmarathon, gefühlt deutlich mehr.

Anja kam nach 2:21:47 Std ins Ziel, sie war damit nur unwesentlich langsamer als der Sieger des Marathons Ronald Kemeli (Kenia) mit 2:18:47 Std, allerdings auf halber  Strecke. Der Sieger des HM Bitzao Gotado (Israel) benötigte für die Strecke 1:08:45 Std. Welchen Einfluß die Höhenmeter auf die Gesamtzeit hatten, lässt sich ein wenig aus dem folgenden Vergleich ableiten. Im Jahr 2017 waren wir zum HM in Lissabon, dessen Laufstrecke fast eben war. Der damalige Sieger der Neuseeländer Jake Thomas Robertson benötigte für die 21 km nur 1:00:01 Std. !

Auf der 10 km Strecke benötigte der schnellste Läufer Ayala Gashaw 32:44 Min, die schnellste Läuferin Grace Njenga 41:44 Min. Schnellster deutscher Läufer dieser Distanz war auf Platz 3 David Valentin mit 33:23 Min, und schnellste deutsche Läuferin auf Platz 97 Lili Altrichter mit 45:29 Min.  Hingegen kam Olaf mit 57:01 Min. weit abgeschlagen ins Ziel.

Die Ergebnisse von Anja und Olaf in der Übersicht:

Anja: Gesamtplatz: 3585te von 5053 Läufer(-innen), 795te von 1423 Frauen, 163te von 299 AK-Teilnehmerinnen.

Olaf: Gesamtplatz: 1311/8924 Läufer(-innen), 1192/4895 Männern; 17 /186 AK-Teilnehmern

Die Laufveranstaltung war um ca. 14 Uhr komplett beendet. Ihr fragt euch sicher, warum bereits so früh gestartet wird? Mit hohen Temperaturen lässt sich das im März sicher nicht erklären. Wir vermuten, daß es damit zusammenhängt, weil am nächsten Tag der Sabbat folgt und dieser beginnt bereits am Freitag um 17 Uhr, d.h. eine Stunde vor Sonnenuntergang und endet eine Stunde nach Sonnenuntergang am Samstag. In dieser Zeit darf ein gläubiger Jude nicht arbeiten. Es musste also alles schnell abgebaut werden. Am Sabbat fahren nicht einmal die öffentlichen Verkehrsmittel und geöffnete Restaurants, in denen man eventuell Essen gehen könnte, sind ebenso nicht zu finden.

Wir nutzten das schöne Wetter am Nachmittag des Lauftages, um uns noch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Jerusalem anzuschauen. Das war eine gute Entscheidung, denn am folgenden Tag regnete es leider wieder. Die folgende Urlaubswoche aber, die wir weiter im Süden Israels verbrachten, hatten wir jedoch nur noch Sonnenschein !

Fazit: Ein toller, aber nicht einfacher Lauf durch Jerusalem mit  sehr guter Organisation, ausreichend Wasserstellen auf der Strecke und  Verpflegung nach dem Lauf. Duschen wurden von uns nicht genutzt, deshalb keine Aussage dazu.  Der Lauf und Jerusalem sind eine Reise wert !

 

Alle Ergebnisse könnt ihr nachlesen unter: http://www. jerusalem-marathon.com/ ; und wer Lust hat kann sich bereits für 2020 anmelden.