von Johannes Arens
So, mit einiger Verspätung komme ich nun doch noch dazu, meinen Bericht zum Fränkische Schweiz Marathon vom 3. September abzuliefern. Dass ich mich nicht früher aufraffen konnte, liegt teilweise an meiner völlig unzufriedenstellenden Leistung, und teilweise daran, dass momentan mit Umzug nach Cambridge, Zimmersuche, Arbeitsbeginn als Paralegal (quasi ein Assistent für die Anwälte) und gleichzeitig Beginn des weiteren Studiums hier in Cambridge auch sonst bei mir gerade viel los ist.
Nun aber zum besagten Marathon, der inzwischen schon über zwei Wochen her ist. Den Sommer über konnte ich halbwegs vernünftig trainieren, und die Trainingsleistungen waren auch recht gut. Dann fing ich mir aber leider fünf Wochen vor dem Start eine schwere Erkältung ein, mit einer Woche Totalausfall, und dann kam drei Wochen vorher nochmal ein hartnäckiger Husten, der kaum Training und überhaupt keine harten Einheiten zuliess. Das alles war sehr unerfreulich, aber ich dachte doch, dass zumindest eine Leistung um die 2:40 möglich sein sollte, die ich seit vier Jahren immer unterboten habe.
Auf den ersten km fühlte ich mich auch recht gut, vom Husten glücklicherweise keine Spur mehr (obwohl ich noch auf der Hinfahrt mehrmals Hustenanfälle hatte), und so konnte ich mich in die erste nichtafrikanische Gruppe einreihen. 10 km in 37:30 waren zwar schon deutlich über Bestzeitkurs, aber noch absolut akzeptabel. Allerdings sollte man sich in diesem Stadium eines Marathons noch grossartig fühlen, das Tempo sollte gefühlt flott, aber noch locker sein. Ich tat mir aber schon so langsam schwer damit, in der Gruppe zu bleiben. Um km 13 herum war es dann, trotz allem doch relativ plötzlich, als sei mir der Stecker gezogen worden. Ab dann ging es nur noch bergab - leider nur im übertragenen Sinne, denn in Wirklichkeit war der als "relativ flach" beworbene Marathon doch alles andere als flach. Eben war die Strecke gefühlt praktisch nie, entweder ging es leicht bergauf oder leicht bergab. Jedenfalls wurde ich schon ab diesem frühen Zeitpunkt langsamer und langsamer.
Zunächst einmal verabschiedete ich mich von der 3:40/km-Vorgabe, versuchte unter 4:00 zu bleiben. Auch das ging nicht lange. Als ich bei Kilometerzeiten um die 4:30 angekommen war - ein Tempo, das normalerweise auch im Training locker ist - hatte ich schon alle Zeitziele abgeschrieben, und wollte das Elend nur noch zu Ende bringen.
Den Halbmarathon passierte ich in 1:20, und es war schon abzusehen, dass die zweite Hälfte noch wesentlich langsamer werden würde. Bei km 28 kam endlich der letzte Wendepunkt, ich lag ca. auf Position 6, aber es war klar, dass noch einige an mir vorbei ziehen würden. Man fragt sich in so einer Lage natürlich: Ist das alles nur eine Kopfsache? Ginge eigentlich viel mehr, wenn ich mich ein bisschen zusammenreissen würde? Diese Annahme liegt durchaus nahe, wenn Schwäche und Kraftlosigkeit die einzigen Probleme sind. Dass es aber definitiv nicht nur eine Kopfsache war, wurde mir bestätigt, als ab ca. km 30 auch noch die Beine anfingen zu krampfen, und auf den letzten Kilometern kamen, um das Mass voll zu machen, auch noch Knieprobleme hinzu (die immer noch nicht ganz wieder weg sind).
Ich habe keine Ahnung, was wirklich mit mir los war, an der Erkältung allein kann es ja eigentlich nicht gelegen haben. Jedenfalls ging an diesem Tag nichts zusammen. Nach 2:51:00 hatte das Elend endlich ein Ende - meine langsamste Zeit seit 2010! Ca. sechs Wochen vorher hatte ich dasselbe Durchschnittstempo noch auf meiner langen 36km-Trainingsrunde durchgehalten, auf vorermuedeten Beinen! Unfassbar. Trotzdem war ich im Ziel so kaputt wie nach einem gelungenen, flotten Marathon.
Letztendlich stehen also eine Zeit 20min über meiner Bestzeit zu Buche, und die langersehnte sub-2:30 erscheint erst einmal weiter weg denn je. Die 2:51:00 bescherte mir Platz 10 insgesamt, Platz 9 in der bayerischen Meisterschaft, und immerhin den unterfränkischen Meistertitel, was natürlich schön ist, auch wenn ich mich unter den gegebenen Umständen nicht so recht darüber freuen kann.
Falls es die nächsten Wochen im Training gut läuft, werde ich eventuell noch bei der DM in Frankfurt Ende Oktober starten, wirklich ambitionierte Ziele muss ich aber wohl auf nächstes Jahr vertagen. Die 2:30 stehen unverändert auf dem Programm, aber ich werde sehen müssen, inwieweit ich arbeitend (4 Tage pro Woche) und nebenher studierend die nötige Zeit aufbringen kann für die "brain dead consistency" (etwa: "kompromisslose Regelmäßigkeit") des Lauftrainings, die laut Frank Shorter (Olympiasieger Marathon 1972) das eigentliche Geheimnis des Lauftrainings ist...