Dorflauf / Inzell, 30.06.18
Rund um Martinas Start beim Salzburger Frauenlauf verbrachten wir einige Tage im Berchtesgadener Land. Also bestand ja für mich evtl auch die Chance an einem Lauf in der Region teilzunehmen. Nach einer kurzen Suche im Internet wurde ich auch schnell fündig. Der Dorflauf in Inzell , der am Samstag, am Abend vor Martinas Lauf ausgetragen wurde, passte perfekt.
„Bei dem Regen und der Kälte solltest du besser nicht laufen“ ermahnte mich Martina noch, bevor ich mich entschloss trotz Dauerregens und kühlen 12° Grad zu einer Trainingseinheit, die mich ua. zur Bischofswiesener Skisprungschanze am Kälberstein hochführte, aufzubrechen. Und es kam wie es kommen musste, schon am steilen Anstieg zur Schanze zwickte es immer wieder in meiner linken Wade, was ich jedoch gekonnt ignorierte, da ich unbedingt bis hoch zur Schanze laufen wollte. Dies gelang mir dann auch, jedoch auf dem Rückweg, einen Kilometer vor unserer Unterkunft, riss es mir plötzlich dermaßen in den Unterschenkel, dass ich mir sicher war, da ist jetzt etwas gerissen. Mit diesen Worten kam ich dann humpelnd vom Lauf zurück. Erster Urlaubstag und dann sowas. Also was tun? Nachdem Martina, der es nicht so gut ging, schon am Vormittag einen örtlichen Hausarzt konsoltierte, beschloss ich diesen nun ebenso einen Besuch abzustatten. Vielleicht bestand ja doch noch eine Chance an dem Lauf, der 2 Tage später stattfand, teilzunehmen.
Und die Hoffnung lebte auch nach meinen Arztbesuch weiter, denn es war nichts gerissen. Also schonte ich mich und meine Wade die nächsten 2 Tage so gut es ging.
Als ich eine Stunde vor dem Lauf meine Startunterlagen abholte, schien mein Plan aufgegangen zu sein. Kein Schmerz mehr in der Wade- Super :-).
Denkste! Schon nach wenigen schnelleren Laufschritten beim Warmlaufen war der Schmerz wieder da, so beschloß ich, die Wade nicht weiter „unnötig“ zu belasten und entschied mich zu einem Kaltstart. Die Strecke rund um den Falkenstein reizte mich doch zu sehr um auf einen Start komplett zu verzichten, dennoch war ich mir sicher, dass ich höchstens bis zu Martina, die sich 800 Meter nach dem Start zum Fotografieren positionierte, kommen würde. Ich sortierte mich so dann auch im hinteren Drittel des Starterfeldes ein. Nachdem ich die Ergebnisliste der Vorjahre im Vorfeld durchstöbert hatte, wusste ich zwar schon, wie stark das Läuferfeld hier sein würde, dennoch war es dann sehr beeindruckend, welche Klasse hier am Start war. Rund ein Drittel des 117-köpfigen Starterfeldes bestand aus Biathleten ua auch Biathlonnachwuchs vom Biathlonstützpunkt Ruhpolding, die den Lauf als willkommene Sommertrainingseinheit nutzten.
So ging es nach dem Startschuß auch rasant zur Sache, was nicht nur mich sondern scheinbar auch meine Wade beeindruckte, denn obwohl sie auf den ersten Metern noch extrem starke Schmerzsignale an mich sendete, drosselte sie diese dann von Meter zu Meter. „Es geht scheinbar nun doch! Ich mach jetzt aber erstmal langsam „ rief ich Martina dann erleichtert zu, um dann doch mein Tempo trotz der guten Vorsätze schon bald deutlich zu erhöhen. Der Schmerz war zwar immer noch da, aber den konnte ich gut unterdrücken. Eine Aufholjagd innerhalb des Läuferfeldes war halt doch einfach zu verlockend. So machte ich Platz um Platz gut, hierbei überholte ich dann auch die spätere Siegerin der Frauenkonkurrenz, die mir dann aber kurz darauf wieder die Fersen zeigte. Und wer war der Siegerin in einem Lauf der von Biathleten dominiert wurde? Es war Maren Hammerschmidt, die ua 2017 mit der deutschen Staffel den Weltmeistertitel feiern konnte. Auch in der Herrenkonkurrenz platzierte sich ein Athlet, den ich sonst nur von den Wintersport-Fernsehübertragungen her kannte, auf dem Podest. Biathlet Johannes Kühn, der bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang die deutschen Farben über die 20 Kilometer-Distanz vertreten durfte, erreichte nach 28:08 Minuten das Ziel am Rathausplatz in Inzell nur 20 Sekunden hinter dem Laufspezialisten Florian Holzinger, auf dem dritten Platz.
Das waren Zeiten und Konkurrenten mit denen ich mich, auch ohne schmerzende Wade, nie messen könnte, und so absolvierte ich meinen Lauf auch etliche Meter hinter dieser hochklassigen Spitze. Ob Welt,- oder Kreisklasse, die Strecke war für uns alle die gleiche und diese war äusserst schön. Ausserhalb von Inzell verlief sie eigentlich komplett im Wald, zumeist auf einem geschottertem Weg entlang eines Baches, leicht wellig und abwechslungsreich. Einen Kilometer vor dem Ziel passierten wir dann auch noch das Inzeller Eislaufstadion, ein sehr futuristisch anmutendes Bauwerk. Ich hatte mich mittlerweile in das erste Viertel des Läuferfeldes vorgearbeitet, und beschloß meinen Vorsatz etwas langsamer zu machen, nun doch noch in die Tat umzusetzen, und zwar beim Schlussspurt, auf den ich dann doch vernünftiger Weise komplett verzichtete. Am Ende des 8,2 Kilometer langen Laufes mit 80 Höhenmetern stand dann eine 33:56 auf meiner Uhr, was für mich Platz 25 bedeutete. In der Altersklasse M40 (hier wurde in 10-Jahresschritten gewertet) landete ich, mit über 6 Minuten (!!!) Rückstand auf den Ak-Sieger, auf den sechsten Rang. Martina und ich verweilten noch bis zur Siegerehrung, in deren Rahmen eine Startnummerntombola stattfand, vor Ort. Jedoch war mir mein schon gewohntes Losglück an diesem Tag nicht hold, und so machte ich mich ohne den ersten Preis, ein Fahrrad, nach dem Lauf natürlich wieder stark humpelnd, auf dem Heimweg.
Aber nicht ohne mir einen Namen zu merken: „Johanna Puff“. Die 16-jährige Biathletin landete nur wenige Sekunden hinter mir auf dem zweiten Platz der Frauenkonkurrenz. So sah ich auf dem Heimfahrt schon ein Bild vor Augen wie ich in ein paar Jahren eine Biathonwettbewerb im Fernsehen anschaue und vollmundig ein „ Johanna Puff? Die habe ich damals in Inzell geschlagen“ in den Raum werfe und mit voller Bewunderung für seinen alten Herrn mit strahlenden Augen meines Juniors belohnt werde..... Ja, so wird es kommen, mit diesen Gedanken und dem schlafenden Junior auf dem Rücksitz ging es dann zurück nach Bischofswiesen.
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