Mal was Extremes...............von Michaela Kirchner und Stephan Finster...........
Am 26.10.2024 fand die diesjährige Ausgabe des Burgbernheimer Ultratrails B.U.T. XxX statt. Mittlerweile zum dritten Mal veranstaltet, hat sich das Event schon einen guten Namen in der Ultra bzw. Trailläufer-Szene gemacht und war mit über 50 Teilnehmern ausgebucht. Nach zwei Starts in den vergangenen Jahren auf den 5 x 10 km wollte Stephan in diesem Jahr die 10 x 10 km angehen. Kurzfristig beschloss ich, mich für die 5 x 10 km anzumelden, denn da ich sowieso vor Ort sein würde, konnte ich ja auch die ein oder andere Runde dort laufen.
Am Samstag, um 4:00 (!) in der Früh fiel schon der Startschuss für Stephan und die gemeldeten Mitstreiter für die "Langdistanz". Zu bewältigen galt es also 10 Runden à 10 km. Die für die "Kurzdistanz" gemeldeten Läufer konnten sich derweil noch einmal im Bett rumdrehen. Unsere Startzeit war zu deutlich angenehmerer Stunde um 14:00 am frühen Nachmittag.
Das Veranstaltungsformat sieht so aus, dass (nach dem Hauptstart) zu jeder zweiten Stunde die nächste Runde beginnt. Wer die Runde unter zwei Stunden läuft, hat also Pause bis zum nächsten Start. Wer zur nächsten Runde nicht am Start steht, scheidet aus. Abgesehen von der Distanz besteht die Herausforderung auch noch darin, sich in den Pausen zwischen den Runden richtig auf die nächste Runde vorzubereiten, sich zu verpflegen und bestenfalls nicht in ein mentales oder physisches Loch zu fallen. Soweit also so einfach.... :-)
Gar nicht einfach ist jedoch die Strecke, die einiges zu bieten hat oder wechselweise den Läufern alles abverlangt: 365 Höhenmeter pro Runde, aufgeteilt in extrem steile Anstiege, wunderschön zu laufende Trails durch den herbstlichen Wald, unzählige Treppenstufen aufwärts und abwärts, mit Wurzeln übersähte schmale Pfade steil abwärts hinab ins Tal und streckenweise sehr spektakuläre Ausblicke vom Burgbernheimer Kapellenberg weit ins Frankenland hinein.
Nach 5 absolvierten Runden der "Langdistanzler" stiegen um 14:00 die "Kurzläufer" ein. Das brachte für die "100er" eine durchaus sehr willkommene Belebung auf der Strecke. Bei wunderbaren herbstlichen Bedingungen ließen sich die ersten 2 Runden gut laufen. Die dritte Runde ging dann in die Dunkelheit über, was ein extrem hohes Maß an Konzentration erforderte.
Bei mir kamen mit der Dunkelheit die ersten Zweifel der Sinnhaftigkeit meines Tuns auf (oder war es der innere Schweinehund....?). Müdigkeit und Schmerzen hier und da kamen dazu, dennoch konnte ich mich diesem seltsamen Phänomen nicht entziehen, dass die Läuferschar sich kurz vor dem nächsten Start doch wieder im Startbereich versammelte und mit dem nächsten Startschuss die nächste Runde unter die Füße nahm. So war dann auch ich wieder mit am Start. Und mittlerweile halbwegs vertraut mit den "Schikanen" der Strecke und der Dunkelheit kam ich ganz gut durch. Und dann stand tatsächlich die letzte Runde an und ich hatte das Finish vor Augen. Also, noch ein letztes Mal an den Start, noch einmal die Skipiste hochquälen, den Wurzeltrail hinunter, die 179 steilen Treppenstufen erklimmen. Jeden geschafften Kilometer innerlich abhakend war die letzte Runde - trotz körperlicher Erschöpfung - eine tiefe Befriedigung, nicht aufgesteckt zu haben.
Stephan musste nach 60 km etwas Tempo herausnehmen. Der Magen verlangte eigentlich nach Ruhe. Aber auch für ihn war die Vision, die 100 km zu finishen, Ansporn genug, um durchzuhalten. So kam er um 23:40 Uhr ins Ziel und wir konnten gemeinsam feiern. Was für eine unvorstellbare starke Leistung: auf dieser schweren Strecke Runde um Runde zu absolvieren, insgesamt 20 Stunden dem Körper immer wieder Höchstleistung abzuverlangen. Chapeau und allerhöchsten Respekt vor allen Läufern!
Die Veranstalter des BUT haben übrigens mindestens 5 Sterne verdient, denn die Veranstaltung ist perfekt organisiert und das ganze Orga-Team trägt jederzeit dazu bei, dass die Teilnehmer die Motivation nicht verlieren. Die Strecke ist sehr aufwändig ausgeschildert. So säumen liebevoll geschnitzte Kürbisse den Weg, die im dunkeln beleuchtet sind. Im großen Versorgungszelt, dem wichtigsten Ort in den Pausen, fand sich so ziemlich alles, was das Läuferherz begehrte. Wirklich alles. Selbst eine große Schüssel selbst gemachter Hummus war dabei.
Anmerkung Stephan: Durch das erforderliche "Trockenlegen" nach jeder Runde kam ein unglaublicher Stapel Wäsche zusammen. Jetzt ist in meinem Schrank fast jedes Teil wieder einmal frisch gewaschen :-)
Um 0:15 gab es noch eine kleine Siegerehrung. Mit dem 2. Platz bei den Frauen hatte ich vorher ganz bestimmt nicht gerechnet und umso mehr freute ich mich natürlich darüber.
Stephan: Eine weitere Besonderheit dieser Veranstaltung ist die Social Media Gruppe, über die viele Läufer die anderen Mitstreiter kennen lernen und selbst im Wettkampf noch Späße ausgetauscht werden. Unter den Teilnehmern entwickelte sich ein Zusammenhalt, wie ich es noch selten erlebt habe. Und so feierten wir uns selbst, ungeachtet einer Platzierung. Sehr bewegend!!!