Bericht zum Frankfurt-Marathon

Festhalle Frankfurt

von Johannes Arens

Neue persönliche Bestzeit in 2:31:37!! Am Sonntag in Frankfurt ist es mir endlich, endlich ist es mir wieder einmal gelungen, ein richtig gutes Rennen abzuliefern. Wie hier unlängst berichtet, war mein erster Herbstmarathon Anfang September in Ebermannstadt erkältungsbedingt ein völliger Reinfall, 2:51:00 und damit 20min über der Bestzeit entsprach natürlich gar nicht meinen Ansprüchen. Aber nach zwei Wochen Pause konnte ich nochmal fünf richtig gute Trainingswochen anhängen, mit Wochenkilometerzahlen von 115, 129, 164 (!), 181 (!) und 124 km plus einer abschließenden Regenerationswoche. Die Woche mit 181 km war meine bisher umfangreichste Woche überhaupt, und es waren in diesen Wochen auch einige richtig starke Einheiten dabei, u.a. 35km mit den letzten 15km in sub-2:30-Marathontempo, und 21,2 km auf der Bahn (53 Runden) allein in 1:14:40. Dementsprechend war ich doch relativ zuversichtlich, meine zweite Chance des Herbstes, den Frankfurt-Marathon, gut nutzen zu können. Am Samstagmorgen um 5:30 bestieg ich in Cambridge den Zug zum Flughafen Stansted, am frühen Nachmittag traf ich in meinem Hostel am Frankfurter Hauptbahnhof ein.

 

Die Bedingungen in Frankfurt waren insgesamt gut für einen flotten Marathon – ideale Temperaturen um 12-14 Grad, kein Regen, eine bekanntermaßen schnelle Strecke und ein starkes Feld. Sorgen machte nur der heftige Wind. Ich sortierte mich 15min vor dem Startschuss in den Startblock ein, in ein eine schon sehr dichte Läufermasse, und (rückblickend) leider deutlich zu weit hinten. Allerdings hatten die Organisatoren den Startblock auch nicht gut im Griff. Bis zum Startschuss drängten immer noch mehr und mehr Läufer über die Absperrungen hinein, und leider stellte sich dann noch der 3-Stunden-Pacemaker, weithin sichtbar am Ballon, nur wenige Meter hinter die Eliteläufer, sodass natürlich zahlreiche Läufer mit Zielzeiten um 3 Stunden sich um ihn gruppierten, und vermutlich viele 2:50 oder 2:40 Läufer ihn als Orientierung nahmen und sich noch vor ihn stellten, direkt hinter die Weltklasseläufer – alles ein völliger Irrsinn in einem Feld, in dem die Top100 allesamt unter 2:35 laufen! Ich sah das Unglück seinen Lauf nehmen, blieb aber ruhig – weiter vorzugehen war absolut unmöglich bei einer Dichte von gefühlt 15 Läufern pro Quadratmeter. So beschloss ich, mich eben nach dem Start durchzukämpfen. So war es denn auch ein arges Gedrängel. 20 Sekunden nach dem Startschuss lief ich erst über die Startlinie und drückte meine Stoppuhr, und stieß in jede sich bietende Lücke, mich sukzessive nach vorne kämpfend. Gelegentlich musste ich mir die Lücken auch erst durch eine vorgestreckte Hand und ein kleines „Verzeihung, ich muss da durch“ schaffen – andere offensichtlich ebenfalls zu weit hinten gestartete Mitläufer schufen sich die Lücken mitunter auch auf etwas rustikalere Art mittels ihrer Ellenbogen und bekamen die (verdienten) hässlichen Flüche zurück.

 

Nach dem ersten km zeigte meine Uhr 3:53min an – volle 20 Sekunden langsamer als geplant! Von der durch das Slalomlaufen vergeudeten Energie ganz zu schweigen… So langsam lichtete sich aber das Feld – trotzdem durfte ich mit dem Überholen (logischerweise) nicht aufhören, denn die Gruppen mit meinem anvisierten Tempo (um 3:30-3:35/km) waren natürlich weit enteilt, und ich befand mich immer noch unter langsameren Mitläufern. So verbrachte ich die nächsten 15 km damit, einen Läufer und eine Gruppe nach der anderen zu überholen, und schaffte es dabei erfreulicherweise, ein relativ konstantes Tempo von um 3:35 anzuschlagen. Die 10km-Marke passierte ich nach ziemlich genau 36 Minuten, also exakt auf Bestzeitkurs. Erst nach ca. 15km hatte ich Anschluss an eine Gruppe aus ca. 10 Läufern, die ein mir genehmes Tempo anschlugen und mit denen ich die nächsten 10km gemeinsam zurücklegte. Gelegentlich übernahm ich die Führungsarbeit, ansonsten ließ ich mich ziehen. Das Tempo fühlte sich hoch an, aber noch gut machbar  - genau so sollte es in diesem Stadium auch sein.

 

Vom Stadtbild bekam ich, auf das Tempo und die Mitläufer fokussiert, nicht allzuviel mit, aber doch genug um sagen zu können, dass der Zuschauerzuspruch über weite Strecken sehr gut war, ebenso wie die bestens bestückten und organisierten Verpflegungsstellen – wobei ich mehrmals staunend Zeuge wurde, wie ein jeweils deutlich vor mir liegender Konkurrent am Selbstverpflegungsstand (wo die selbst mitgebrachte Verpflegung/Spezialdrinks deponiert werden) anhielt (!) und, zunehmend verzweifelt und bestimmt 10-20 Sekunden verlierend (!), seine Flasche suchte. Selbst der beste Spezialdrink kann doch unmöglich soviel verlorene Zeit gut machen! Ich selbst griff mir nur ab und zu en passent einen Wasserbecher oder ein Isogetränk, bei km 25 einmal eine halbe Banane – erfreulicherweise klappte auch das zeitverlustfreie Trinken beim Laufen endlich wieder einwandfrei, nachdem ich das zuletzt in einigen Wettkämpfen nicht mehr gut hinbekommen hatte.

 

Die Halbmarathonmarke passierten wir in 1:15:15, also immer noch klar auf Bestzeitkurs – mit einem negativen Split wäre damit auch noch gut eine sub2:30 möglich, die ich, ich gestehe es, zu diesem Zeitpunkt durchaus anvisierte. Zu dieser Zeit ging es durch einige Frankfurter Vororte wieder auf das Stadtzentrum zu. Um km 26 herum übernahm ich Mal wieder die Führung der Gruppe, die dann aber seltsamerweise, ohne dass ich groß das Tempo angezogen hätte, zurückzufallen begann. Ich selbst fühlte mich aber gut, machte also weiter mein Tempo, ließ die Gruppe hinter mir, und fokussierte mich nun darauf, den jeweils gerade vor mir liegenden Läufer (und gelegentlich; Läuferin) einzuholen und zu überholen.

 

Bei km 30 beginnt ein 5 km langes schnurgerades Teilstück der Strecke auf der Mainzer Landstraße. Bei km 32 konnte ich mir ausrechnen, dass ein abschließender 10er in 35:00 noch knapp zu einer sub2:29 reichen würde – im Training, auf frischen Beinen, ist ein 10er in 35 inzwischen kein Problem. Aber mit 32 flotten Kilometern in den Beinen? Ich wollte es auf jeden Fall versuchen, und so gab ich nochmal Gas. Das nötige 3:30min/km-Tempo hielt ich zwei Kilometer lang durch, dann war es mit dem Zwischenhoch auch schon wieder vorbei, und die eigentliche Quälerei fing an. Ich wurde nun unweigerlich langsamer, und musste mich bald endgültig von einer 2:29 verabschieden. Für eine Weile schien eine 2:30 noch in Reichweite, dann war das Ziel bald „nur“ noch eine neue persönliche Bestzeit, und dafür tat ich mein bestes, das Tempo noch so hoch zu halten wie möglich – mit vollem Einsatz auf den letzten Kilometern brachte ich die neue PB noch unter Dach und Fach: 2:31:37 zeigte die Stoppuhr nach dem Überqueren der Ziellinie auf dem (in Läuferkreisen) berühmten roten Teppich in der Festhalle. 2:31:37!

 

Mit dem Ergebnis bin ich insgesamt sehr glücklich. Mein letzter richtig zufriedenstellender Marathon liegt nun schon einige Zeit zurück – 2013, mit 23 Jahren, lief ich in München 2:31:55. Seitdem standen, trotz vieler, vieler Trainingseinheiten, nur noch ein paar hohe 2:30er Zeiten zu Buche (2015: 2:39 in Würzburg, 2:35 in Münster; 2016: 2:38 in Würzburg). Inzwischen bin ich 27, und mein läuferisches Lebensziel ist es weiterhin, einen Marathon unter 2:30 Stunden zu laufen - aber dazu musste ich zuallererst einmal wieder auf mein Niveau von 2013 kommen! Und das ist mir heute bestens gelungen! Nun werde ich es ein paar Wochen lang sehr, sehr locker angehen, um dann wieder voll durchzustarten mit Blick auf das Laufjahr 2018 und einen neuen Angriff auf die magische 2:30!

 

Split Zeit Diff min/km km/h
5 km 00:18:08 18:08 03:38 16.55
10 km 00:36:05 17:57 03:36 16.71
15 km 00:53:32 17:27 03:30 17.19
20 km 01:11:18 17:47 03:34 16.88
Halb 01:15:15 03:57 03:36 16.70
25 km 01:29:17 14:03 03:36 16.68
30 km 01:47:08 17:51 03:35 16.81
35 km 02:04:59 17:51 03:35 16.81
40 km 02:23:28 18:29 03:42 16.23
Netto 02:31:37 08:10 03:43 16.15
Team TG Kitzingenjohannes arenssebastian apfelbacherSebastian | Johannes