Kapstadt-Peninsula - Marathon - vom Winde verweht!

Kapstadt-Peninsula - Marathon - vom Winde verweht!

Südafrika ist eine Läufernation und bietet mehr Marathons und Ultras als der ganze Rest des afrikanischen Kontinents. Das weiß ich, seitdem ich vor gut 13 Jahren den größten Ultralauf der Welt, den berühmten Comrades, unter die Füße nahm. Schon damals schwärmten viele Läufer vom Kapstadt-Halbinsel - Marathon, der neben dem ,,Two Oceans" zu den landschaftlichen Highlights gehört.

Also auch für mich irgendwann ein ,,must have"! lch schob ihn all die Jahre vor mir her, schließlich war er ja was Besonderes! Aber jetzt sollte er mein großes, einmaliges Lauf-Jubiläum krönen:

Der 100ste verschiedene Marathon im 60. Marathonlaufland! Mein Freund Ansgar war schnell überredet, mit mir für gut zwei Wochen dieses landschaftlich sehr reizvolle Land am Kap zu bereisen. Und schließlich herrscht auf der Südhalbkugel um diese Jahreszeit ja Sommer. Der lange knapp 12stündige Nachtflug war schnell vergessen, als wir dann Freitagnachmittag vom Tafelberg den herrlichen Blick auf Kapstadt und die Halbinsel genossen.

Noch gut im Training und wieder voll fit nach dem vier Wochen vorher gelaufenen, nicht ganz einfachen Mumbai-Marathon sollte ,,unter vier'' eigentlich kein Thema sein! Doch die Euphorie verflog schnell, als wir dann am Samstag eine Fahrt auf der Marathonroute zum Kap der der Guten Hoffnung machten. Der in der Ausschreibung vollmundig angepriesene ,,fastest Marathon in Africa" war angesichts des stetigen Auf und Ab bis zum Zielort Simonstown doch wohl nur ein Witz! Weit weniger optimistisch stand ich also am Sonntagmorgen um 5.15 Uhr an der Startlinie. Die frühe Startzeit war ich bereits von Mumbai gewöhnt. Und los ging's in einem Höllentempo, dass mir ganz Angst und Bange wurde. Bereits die ersten 10 km durch die Stadt waren schon so hügelig, wie ich es nur selten erlebt habe. Doch in der ,,Kühle" des Morgens bei knapp 20 Grad ging auch ich recht flott an und sollte das später bitter bereuen. Als es gegen 7.00 Uhr hell wurde und wir die Stadt gerade so verlassen hatten, ahnte ich bereits, dass dieser Lauf härter wird, als ich es mir je hätte träumen lassen!

Zwar blies der Wind bereits in der Stadt, doch boten die Häuser einigermaßen Schutz. Aber ab jetzt ging die Strecke immer am Meer entlang, Richtung Süden und der Wind blies in Sturmstärke aus Südosten. Die Halbmarathonmarke noch in 1:55 Std. passiert wurde ich stetig langsamer und spürte im rechten Knie durch das viele Bergablaufen zusehends stärker werdende Meniskusbeschwerden. Als ob das nicht genug wäre, erschwerten die kurz vorher bei km 21,1 gestarteten ca. 6.000 Halbmarathoner das Laufen auf der nur halbseitig gesperrten Straße zusätzlich. Denn anders als bei uns bestand das Feld mehr aus Walkern denn aus Läufern. Erkennend bereits an den Fähnchen der Zugläufer mit 3:30 Std. und 4:00 Std. Zielzeit. Und für deutsche Verhältnisse unglaublich: Mehr als die Hälfte der,,Halben" waren stark übergewichtig bis adipös! Und so kämpfte ich mich, teilweise laufend, teilweise gehend gegen den Wind hügelauf, hügelab dem Ziel entgegen. Der einzige ,,kleine" Vorteil des Gegenwindes, man spürte die mittlerweile auf 25 bis 28 Grad gestiegene Temperatur nicht so heftig. Die herrliche Felsenküste gar nicht mehr genießend erreichte ich völlig kaputt in 4:20 Std. als 1.248er von 2.577 Finishern das schön in Strandnähe aufgebaute Ziel. Seit ewiger Zeit (das letzte Mal in London 1998!) brauchte ich mal wieder eine Massage. So hatte ich mir den Jubiläumsmarathon eigentlich nicht vorgestellt!

Auch die Siegerzeiten litten unter dem Wind: 2:25 Std. für den ersten Mann, 2:53 Std. für die erste Frau. Auffallend bei diesem Marathon: ca. 80% der südafrikanischen Bevölkerung ist schwarz, doch beim Marathon waren allenfalls 15% der Läuferlnnen dunkelhäutig. Die übergewichtigen Halbmarathonis wiederum hatten überwiegend schwarze Hautfarbe.

Bleibt noch zu erwähnen, dass wir auf unserer anschließenden Rundreise einen tierartenreichen tollen Nationalpark, die herrlichen Drakensberge, das mit Landschaft und Menschen faszinierende kleine Königreich Lesotho und - last but not least - die wunderbaren Victoriafälle besuchten.