Traildorado -08.10. bis 09.10.2016-

Traildorado 2016

24-Stunden-Trailrunning im Arnsberger Forst

 

Bereits im Januar meldete ich mich zum Traildorado 24-Stunden-Lauf an. Wie der Name schon verrät, läuft man hier 24 Stunden lang im Kreis, d.h. auf einer Runde mit 4,1 km und 110 Höhenmetern, so oft und so lange man will. Sieger ist, wer in dieser Zeit die weiteste Strecke zurücklegt.

Arnsberg liegt im Hochsauerlandkreis in NRW. Der Start war am Samstag um 12.00 Uhr. Ich war schon am Vortag angereist und konnte daher ganz entspannt frühstücken und letzte Vorbereitungen treffen, ehe ich mich auf den 2km Fußweg zur Jugendherberge am Jugendhof machte, dem Dreh- und Angelpunkt des Laufs. Hier konnte man sich als Starter auch ein Bett buchen, um zwischendurch ein paar Stündchen zu schlafen.

Beim Check-in bekamen wir ein Armband mit Chip ausgehändigt, das wir am Ende jeder Runde an einen Scanner halten mussten, um unsere Runde zu registrieren. So konnten wir während des Rennens auf einem großen Bildschirm nachverfolgen, auf welcher Position wir lagen etc. Um 11.15 Uhr fand das Race-Briefing statt, in dem uns die Strecke und die Verhaltensregeln erklärt wurden. Die Stimmung war locker und gelöst, jeder freute sich auf den Start. Nach einer Tanzeinlage zu „I like to move it, move it“ ging es dann auch schon los.

Ich hatte mir bei der Strecke eher eine Runde a la Trimm-Dich-Pfad vorgestellt, aber sie war ganz anders. Bereits nach wenigen hundert Metern wartete schon der große Anstieg, vom Veranstalter „Mount Cleverest“ genannt. Hier ging es zunächst sehr steil nach oben, dann weiter auf einem sehr anspruchsvollen Trailstück mit Wurzeln und Steinen, ehe ein weiterer Anstieg zum höchsten Punkt folgte. Ab dort ging es dann auf einem etwas breiteren Weg, der auch einige Wurzeln und Steine zu bieten hatte, wieder hinunter, ehe ein Stück Forstweg ein etwas angenehmeres Laufen bot. Anschließend kamen ein Stück Feldweg an einer Pferdekoppel vorbei (worüber ich mich natürlich besonders freute), ca. 100 m Asphalt, ein Schlammloch, und dann ging es wieder auf einem Pfad durch den Wald zurück zum Ausgangspunkt, wo auch eine Verpflegungsstation und ein Lagerfeuer, ein DJ und später eine Band auf uns warteten. Taschen mit Kleidung und Eigenverpflegung konnten wir in einem Zelt deponieren.

Die Strecke war abwechslungsreicher als gedacht, so lief es anfangs ziemlich gut und man hatte nicht permanent das Gefühl, im Kreis zu laufen. Nach ca. 4 Stunden hatte ich jedoch einen kleinen Tiefpunkt. Meine Beine waren müde und ich konnte mir nicht vorstellen, das noch weitere 20 Stunden lang zu machen. Ich musste meine Strategie ändern. Bisher war ich alles gelaufen und nur die Anstiege gegangen. Nun ging ich vom ersten Anstieg bis zum höchsten Punkt der Strecke alles und lief dann die zweite Hälfte. Die Strategie war perfekt – ich konnte so meine Beine schonen und verlor dennoch nicht viel Zeit.

Nach 6 Stunden lag ich auf Platz 9 der Frauen. Eigentlich hatte ich mir da mehr erhofft, aber eine Gruppe Frauen hatte schon von Anfang an ein hohes Tempo vorgelegt, das ich nicht mithalten konnte und wollte. Es wurde dunkel und noch kälter und langsam wünschte ich mir, ich hätte mir ein Bett in der Herberge gebucht. Ein kuscheliges warmes Bett.. stattdessen stapfte ich alleine durch den kalten und feuchten Wald. Es war eine mentale Herausforderung.

Doch dann warf ich irgendwann wieder einen Blick auf den Monitor und sah, dass ich inzwischen die vierte Frau war. Und von da an lief es! Runde um Runde… bis um 2 Uhr nachts meine Stirnlampe versagte. Eine Ersatzlampe hatte ich dabei, allerdings war deren Schein ziemlich schwach, sodass ich von nun an nur noch den breiten Weg im Wald und an der Pferdekoppel richtig laufen konnte, den Rest musste ich aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse gehen, um einen Sturz zu vermeiden. Das zermürbte mich doch ziemlich, aber ich wollte nicht aufgeben. Was laufbar war, wurde gelaufen, solange, bis ich mein Mindestziel von 100 km erreicht hatte.

Dann, kurz vor drei Uhr, überholte ich auf dem laufbaren Teil die bis dahin dritte Frau, die mit ihrem Begleiter durch den Wald ging. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich auf einem Podestplatz! Von nun an war der Wettkampf eröffnet. Nach jeder Runde blickte ich gespannt auf den Monitor. Ich wusste nicht genau, wie weit hinter mir sie lag, schätzungsweise hatte ich eine halbe Runde Vorsprung. Das wollte ich mir nicht mehr nehmen lassen. Aber es lagen noch etliche Stunden vor uns. Irgendwann hatte ich dann die 25 Runde und somit über 100km hinter mir und wurde ein bisschen emotional. 100km geknackt!

Schließlich wurde es wieder hell. Meine Konkurrentin auf Platz vier hatte anscheinend eine Pause eingelegt, doch plötzlich sprintete sie aus dem Nichts an mir vorbei. Sie rannte! Ich war geschockt und rechnete… würde ich meinen Vorsprung von ca. 2 Runden halten können? Da die Restmeter nicht vermessen wurden, d.h. nur vollendete Runden in die Wertung aufgenommen wurden, hatte ich eigentlich nach 31 Runden aufhören wollen. Da mein Gehirn nicht mehr so gut funktionierte, frage ich ein paar Leute, ob mein Vorsprung für Platz drei reichen würde. Sie zwangen mich, noch eine Runde zu laufen. Zum letzten Mal den Berg hoch, über den Trail, Berg runter, an den Pferden vorbei, durch den Schlamm, Chip registrieren… Geschafft!! Nach 23:09:57 Stunden und 131,52 km mit 4100 Höhenmetern war der Lauf für mich beendet.

Am liebsten wäre ich sofort ins Hotel, heiß duschen und dann ins Bett. Allerdings musste ich nun bis zur Siegerehrung um 13.30 Uhr warten…Zum Glück, denn die Abschlusszeremonie und die Preisverleihung waren noch einmal ein Höhepunkt und ein gelungener Abschluss dieses Wochenendes!

Insgesamt wurde ich also 3. Frau von 28, 3. in der Altersklasse und 8. von 86 Teilnehmern. Ein Ergebnis, das ich im Vorfeld nicht für möglich gehalten hätte.

Ergebnisse und weitere Informationen zum Traildorado gibt es unter www.traildorado.com

Der Lauf ist sehr schön und sehr empfehlenswert. Man kann es auch ruhig angehen lassen, an beiden Tagen nur ein paar Runden laufen und das Rahmenprogramm mit Vorträgen und Workshops, Live-Musik und Essen genießen. Einen Staffelwettbewerb gibt es auch. Wenn jemand Lust hat, nächstes Jahr daran teilzunehmen, meldet euch!

 Den Lauf habe ich mit einer kleinen Spendenaktion verbunden, wenn es jemanden interessiert, hier ist der Link: