Irontrail T201 Davos -05.08. - 07.08.2016-

von Sebastian Apfelbacher

Irontrail 2016 - beyond the Limit! - Teil 1
(Lange Läufe rechtfertigen auch lange Berichte - daher mein Bericht zum Irontrail in 3 Teilen ;-))


Im letzten August startete ich zu meinem bis dato längsten Traillauf, dem T121 +/- 6.990hm beim Irontrail 2015. Bereits hier, fasste ich den Entschluß: Wenn ich wieder beim Irontrail in Davos am Start stehe, dann beim T201. "Die Königsdisziplin und schönster Ultratrail der Alpen verlangt seinen Läufern alles ab – physisch, psychisch und technisch. Er ist der längste und anspruchsvollste Ultra-Trail der Alpen". Mitte Mai bot sich Dank Mammut Deutschland für mich wieder die Gelegenheit, beim Irontrail zu starten. Mein Saisonhighlight im Bereich Trailrunning war also gesetzt, die Vorbereitung dahin sollte mit Arbeit, Familie, Baustelle/Umbau unsere Wohnung und meinen anderen Laufterminen zwar eng, aber machbar sein - wenngleich ich keine Zeit und Gelegenheit für ausgiebige Bergläufe haben sollte. Egal, mangelnde Vorbereitung gleiche ich eh mit einer gehörigen Portion Wahnsinn aus!


Die Wochen verstrichen wieder mal wie im Flug. Neben meiner Staffelteilnahme bei der Challenge Roth für das Team Guttenberger & Partner Lichtwerbung, dem Hamburg u. Stadtmarathon Würzburg e.V. (gemeinnützig)Marathon und der Teilnahme an der Bayrischen Berglaufmeisterschaft hatte ich dieses Jahr noch beim Zugspitz Ultratrail auf dem Supertrail XL (81,4 km +4131 m) teilgenommen, was meinen einzigen, vorbereitenden Lauf in den Bergen darstellte. Dazu packte ich noch einen Nachtlauf durch südliche Maindreieck - alle weiteren Vorbereitungswochen waren eher von mangelnder Zeit als von Training geprägt. Durchschnittlich kam ich seit Anfang April auf gerade mal 53 km / Woche (158,6 / 243,8 / 305,2 / 245,8 km /Monat).
Egal, mit all meinen gepackten Sachen fuhr ich mit gemischten Gefühlen donnerstags sehr früh morgens Richtung Schweiz - eine kurzer Abstechen zu meinem Freund Peter Maisenbacher: vielen Dank für das tolle Frühstück inmitten der Natur! und weiter führte mich meine Fahrt über das Kleinwalsertal (neuer Trailrucksack), Österreich, Lichtenstein in die Schweiz nach Davos. Ein hochsommerlicher Tag mit bis zu 32 °C.


Zur Vorfreude über den bevorstehenden Traillauf gesellten sich aber hier schon der Zweifel an meiner lausigen Vorbereitung, gerade was das Laufen am Berg angeht sowie die äußerst widrigen Wetterprognosen speziell für den gesamten Freitag: Wettersturz mit Starkregen, Gewitter, Wind und Schnee bis auf 2200 m.
Spätnachmittags bei herrlichstem Wetter und Bergpanorama in Davos angekommen, bezog ich zuerst mein Quartiert in Nähe das Davoser Sees und machte mich nach einem kurzen Snack direkt auf zur Abholung der Startunterlagen ab 17 Uhr. Die 3 km dorthin nutze ich zur Lockerung meiner Beine nach der langen Autofahrt. Mit 3 Läuferbags, Startnummer, Zeiterfassung, Kartenmaterial und GPS-Tracker trat ich nach einigen smaltalks direkt den Rückweg an, denn ich wollte heute früh in Bett kommen und hatte eben noch meine Bags für die einzelnen Dropstations zu füllen und ordentlich Abend zu essen.


Gegen 21:30 Uhr war denn endlich Nachtruhe - um 22 Uhr ging es dann mit einem heftigen Gewitter los, welches mich von nun an immer wieder aus dem sowieso unruhigen Schlaf riss. Der Regen prasselte nun so gegen mein Fenster, Blitz und Donnergrollen taten ihren Part dazu. Was also tun, wenn es zum Start ebenso weitergeht mit dem Wetter? Um 02:45 Uhr riss mich mein Wecker aus dem schlechten Schlaf - das Gewitter hatte sich weites gehend verzogen, der heftige Regen jedoch ist geblieben - perfekt, dachte ich mir: die schlechte Prognose ist 100 % eingetreten. Also direkt rein in die regenfeste Bekleidung. Meine kompletten Füsse und meinen Rücken versorgte ich mit einer ordentlichen Portion 2Skin von pjur active. Mit diesem Gel gegen Wundscheuern und Blasen hatte ich bisher bei allen langen Läufen, auch mit langanhaltender Nässe beste Erfahrungen gemacht und nie Probleme mit Blasen oder wunden Stellen an den Füssen gehabt. Meine geliebten und ultra-erfahrenen CEP Deutschland Short Socks sowie meine Trailrunning-Bekleidung von Mizuno Running sollten eine gute und sichere Wahl darstellen.
Kurzes Frühstück mit Morgenstund von P. Jentschura und einem Kaffee.


Um 3:20 Uhr machte ich mich dann durch den strömenden Regen auf den Weg, 3 km mit all meinen Bags, Trailrucksack und Stöcken bis zum Startgelände. Klar, Goretex Jacke und wasserfeste Überhose hatte ich schon an, den Rucksack vorsorglich gleich mit unter die Regenjacke genommen und die Schuhe - egal, das Wasser quoll schon jetzt bei jedem Schritt aus dem völlig durchfeuchteten Schuhwerk. Schnell noch meinen vollgeladenen Polar V800 auf Ultramarathonmodus gestellt, ehe ...


Um kurz vor 4 Uhr Alphorntöne zum Start schallen - doch die Läuferschar nutzte diese nicht zur gewohnten Startaufstellung sondern verharrte regengeschützt unter Vordächern und Zelten. Missmutig entschloss ich mich dann pünktlich um 4 Uhr, mit den ersten Läufern die dunkle, patschnasse Nacht Davos gen erstem Paß zu entfliehen. Die ersten 10 km lief ich, nur wenig Worte wechselnd in einer kleinen Gruppe um Andrea Huser, der letztjährigen Siegerin. Eine 4er Gruppe um Jimmy Pellegrini war schon weit voraus.


Richtung Keschhütte (2.608 m) km 25 hatte sich dann unsere kleine Gruppe zerschlagen - einige waren zurückgefallen, einige vorausgeeilt - und ich rannte den ersten 11 km langen Downhill (-1266 m) Richtung Bergün/Bravuogn alleine weiter. Eine 3er-Gruppe um Petru Muntenasu immer voraus, doch unerreichbar.

Fotos---> http://www.irontrail.ch/de/impressionen/impressionen-2016/