Gelita Trailmarathon Heidelberg - 27. Oktober 2013

Daniela Auer bestreitet nach vielen Kilometern am Schwanberg ihren erste Trail-Marathon
Bericht von Daniela Auer:
Anfang des Jahres las ich in einer Laufzeitschrift zum ersten Mal vom Gelita Trailmarathon in Heidelberg, der am 27.10.2013 seine Premiere feiern würde, und ich war sofort angetan. Ein Blick auf die Homepage des Marathons und schon war ich auch schon angemeldet, noch ehe mir klar war, worauf ich mich da eingelassen hatte. Etwas naiv, im Nachhinein, denn unter den 1500 Höhenmetern und dem anspruchsvollen Streckenprofil konnte ich mir als unerfahrene Bergläuferin nicht wirklich etwas vorstellen. Die Vorbereitung fand dementsprechend hauptsächlich am Schwanberg statt, wo ich Woche für Woche immer neue „Trails“ erkundete. Am 27.10 war es dann endlich soweit. Zum Glück wurde in der Nacht die Uhr umgestellt, so fiel das Aufstehen um 4.30 Uhr nicht ganz so schwer. Nach dem Frühstück und ca. zweistündiger Fahrt erreichten wir gegen 7.45 Uhr schließlich Heidelberg. Die Organisatoren hatten im Vorfeld schon ausreichend Infos zu Anreise und Parkmöglichkeiten geschickt, so dass alles reibungslos ablief. Ich holte meine Startunterlagen ab und bekam ein schönes Täschchen, das unter anderem Gel, Traubenzucker und zwei verschiedene Tuben Sportsalbe (sehr praktisch) enthielt. Ein Blick auf die anderen Läufer im Startbereich bestätigte meine Befürchtung, dass es sich beim Läuferfeld größtenteils um erfahrene Berg- und Trailläufer handelte, die hier an den Start gingen: ich sah Finisher-Shirts vom Jungfrau-Marathon, Rennsteiglauf, Marathon des Sables, Transalpine Run etc. Dann ging es los. Der Start verlief eher chaotisch. Wir waren in vier verschiedene Startblöcke unterteilt, die alle nacheinander, mit einigen Minuten Abstand, auf die Strecke gehen sollten. Mein Startblock, der letzte, sollte um 9.15 starten. Zum Glück reihte ich mich schon um 9.00 Uhr ein, denn es gab keine Abtrennung zwischen den einzelnen Blöcken und nach dem Startschuss liefen einfach alle los. Mir blieb nichts anderes übrig, als mitzulaufen. Die ersten Kilometer führten durch die Altstadt und dann über die Brücke auf die andere Seite des Neckars, wo bei km 3 etwa schon der erste Anstieg auf uns wartete. Durch ein Wohngebiet ging es steil nach oben. Ich joggte zunächst noch leichtfüßig, musste aber schon bald, wie beinahe jeder, gehen. Nach etwa 1km erreichten wir einen flachen Weg, dem wir parallel zum Fluss unter uns folgten, dann kam der nächste Berg. Hier standen die ersten begeisterten Zuschauer und feuerten uns an. Ein tolles Gefühl. Der Anstieg hatte es bereits in sich, und ich war froh, als wir den ersten Höhepunkt der Stecke erreichten: Die Thingstätte auf dem Heiligenberg, ein von den Nazis erbautes Freilufttheater, in dem wir 170 Stufen zu erklimmen hatten. Anschließend ging es glücklicherweise wieder bergab, allerdings auf einem sehr anspruchsvollen „Single-Trail“, der mit zahlreichen Steinen und Wurzeln gespickt war. Dem folgte ein angenehmeres Stück Waldweg, doch der nächste Berg ließ nicht lange auf sich warten: der Anstieg zum Weißen Stein, dem zweithöchsten Punkt der Strecke (548m). Ein matschiger Pfad führte durch den Wald steil nach oben. Im Gänsemarsch bewegten wir uns vorwärts; immer wieder standen Zuschauer und Helfer am Rand und feuerten uns an. Dann, endlich, der Gipfel. Viele andere Läufer blieben hier ein wenig länger an der Verpflegungsstation stehen, um Fotos zu machen und sich mit den Leuten zu unterhalten, doch es war kalt und ziemlich windig, so dass ich liebe weiterlief. Es folgte ein circa 8km andauernder, relativ entspannter Abstieg. Ich konnte es „rollen lassen“ und einige Läufer überholen. Bis zu dem Punkt, an dem sich mein linker großer Zeh und das rechte Knie bemerkbar machten. Zudem drückte der Bauchgurt meines Trinkrucksacks auf meinen Magen und ich bekam Seitenstechen. Zwangsläufig musste ich eine Gehpause einlege- und das bergab… Bei Kilometer 27 waren wir wieder unten in der Stadt, überquerten die Brücke und erreichten schließlich die Verpflegungsstation und den Wechselpunkt für die Staffelläufer bei km 28, wo wir uns noch einmal stärken konnten für den letzten harten Anstieg. Eigentlich war ich hier schon ziemlich fertig und hätte am liebsten aufgehört. Einen Schluck Cola später ging es wieder bergauf. Zuerst durch eine Wohnsiedlung, dann folgte der bisher steilste Abschnitt durch den Wald, hoch zum Königstuhl. Es zog sich endlos hin. Hier kämpfte jeder mit sich selbst. Eine weiter Verpflegungsstation, und dann endlich, eine flache Querstraße, der wir folgten. Ging es nun schon wieder runter? In der Ferne war aus dem Tal bereits der Sprecher vom Zieleinlauf zu hören. Nicht mehr lange, noch 8km… Doch der härteste Teil stand uns noch bevor. Kurz nach Kilometer 35, wo bei den normalen Marathons auf viele der „Mann mit dem Hammer“ wartet, standen wir der „Himmelsleiter“ gegenüber. Circa 600 alte, unregelmäßig hohe und breite Felsstufen, die zum Gipfel führten. Kein schöner Anblick… Bereits nach den ersten Stufen wurde mir schwindlig und schlecht, und ich bekam Panik. Zwar standen dort Helfer und Sanitäter, aber ich wollte auf keinen Fall aufgeben. Ich schaffte immer zehn Stufen, und legte dann eine Pause ein, dann wieder zehn Stufen, wieder eine Pause… Ein Läufer nach dem anderen zog an mir vorbei. Nach etwa 200 Stufen (die Stufen waren teilweise nummeriert), fragte ich einen Streckenposten nach Cola. Er hatte ein Stück Traubenzucker, das ich mir mit einem anderen Läufer teilte. Danach lief es etwas besser, zumindest ließ das Schwindelgefühl nach. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich am Gipfel ankam, war ich völlig am Ende. Und hier lag Schnee! (Wie sich später rausstellte, hatten die Organisatoren extra für uns eine Ladung Schnee dorthin gekippt…) Die Zuschauer johlten, es gab Verpflegung, und dann ging es weiter. Ich hatte mit einem leichten Abstieg gerechnet, doch es folgte wieder ein sehr steiniger, anspruchsvoller Pfad nach unten, den man teilweise gehen musste und der schließlich in einen breiten Waldweg mündete. Es ging um die Kurve, und dann… noch ein Berg! Wieder ging es über eine Strecke von circa 1km bergauf. Ich unterhielt mich mit einer anderen Läuferin, so dass es nicht ganz so schwer fiel. Dann endlich führte die Strecke wieder steil abwärts, über Stock und Stein. Ich konnte noch ein paar Läufer überholen. Schließlich waren wir wieder am Stadtrand angelangt, wo mein Freund schon wartete, Fotos machte und mich noch einmal anfeuerte. Noch drei Kilometer… Natürlich kam noch ein kleiner Anstieg, und dann endlich, nach unten, am Schloss vorbei, zwischen den Touristen hindurch in die Altstadt. Kilometer 42 vorbei… eine letzte Gerade durch die Menge und dann, nach einer Ewigkeit, das Ziel! Erschöpft nahm ich nach einer Nettozeit von 5:36 die Medaille in Empfang. Meine Uhr zeigte am Ende über 43 Kilometer an, was bereits im Vorfeld von einigen Teilnehmern angemerkt worden war. Durch eine kurzfristige Streckenänderung waren einige Meter dazu gekommen. Fazit: Mein 4. Marathon und mit Abstand der anstrengendste bisher. Mit 5:36 bin ich 54 Minuten unter dem Zeitlimit geblieben, was mein Hauptziel war. Im Nachhinein hätte ich den Schwanberg vermutlich noch häufiger hoch- und runterlaufen müssen Die Organisation war sehr gut, die Strecke wirklich atemberaubend, mit tollen Aussichtspunkten, viele freundliche Helfer und Sanitäter und tolle Zuschauer. Ein Mitläufer meinte: „Es geht hier nicht um den Wettkampf, sondern ums Ankommen“. Die genauen Ergebnisse sind hier: http://heidelberg-marathon.r.mikatiming.de/2013/?pid=start&event=MA&page=5&search%5Bsex%5D=W